Mittwoch, 26. Oktober 2016

Interkulturelle Kompetenz: Wie heiratet man im Islam – Mitgift oder Brautgabe?




Es geschah in Leipzig, und da lag sie nun auf dem Tisch:  Die schriftliche Bestätigung über die Bindung auf Lebenszeit. Die „Heiratsurkunde“, also das Papier in arabischer Sprache mit deutscher Übersetzung, gibt Auskunft über die Eheleute und die Zeugen des Heiratsaktes und tritt mit  der Unterschrift in Kraft.

Der frisch gebackene Ehemann berichtet von der muslimische Eheschließung, die im Islam als ein sehr bescheidener Akt verwirklicht wird. Es genügt, wenn Mann und Frau vor einer theologisch und moralisch gefestigten Persönlichkeit (etwa einem Imam) und vor mindestens zwei Zeugen ihren freien Willen zur Ehe erklären. Das alles wird in dem schriftlichen Vertrag festgehalten.  Doch dann stolperte ich über zwei Summen 5.000,00 Euro und 10.000 Euro. Neugierig erfragte ich die Bedeutung der Summen. Den ersten Betrag erhält die Braut vom zukünftigen Ehemann.

Islam: Die Brautgabe – Der Bräutigam zahlt an die Frau

Die Brautgabe ist vielen arabischen Bereich wird die Brautgabe vereinbart. „Nein, die Frau wird nicht gekauft und muss ein Leben lang dem Mann untertan sein“,  wird mir bestätigt.
Ein Geschenk  für die zukünftige Frau. Ayam S., eine Syrierin, erzählt mir vom  unbezahlbaren Wert einer Frau in ihrem Land. Sie fragt mich: Was ist ein Mann ohne eine Frau? Stimmt, denke ich und denke auch an die zukünftigen Kinder des Ehepaares und an all die familiären unverzichtbaren Verantwortungen, die Frauen tragen. Neu war für mich, dass der Mann zu dieser Gabe verpflichtet ist. Die Höhe soll abhängig vom Lebensstandard sein und kann sowohl eine Sache als auch ein Geldbetrag sein.
Der zweite Betrag benennt den Geldwert bei einer Trennung. Verlässt der Mann die Frau, so hat er 10.000 Euro an sie zu zahlen. Das fand ich nun wieder etwas mager, und es zeigt mir, dass damit die Frau schnell abgespeist wird.

Deutschland: Die Mitgift – Die Braut zahlt an den Bräutigam

Zu Erinnerung: Bis vor Jahrzehnten gab es ähnliches in Deutschland. Die Aussteuer, auch Mitgift genannt, waren Güter, die die Braut mit in die Ehe brachte. Der Bräutigam muss also nicht zahlen, hier wird die Verwandtschaft der Frau zu Kasse gebeten.
Genannt wird dies auch Aussteuer, diese wird von der Verwandtschaft der Braut bezahlt und kommt direkt dem Brautpaar zugute. Das konnten sowohl Geschenke wie Handtücher, Bettwäsche oder Einrichtungsgegenstände als auch Geld, Auto oder Haus sein. Die Aussteuer diente dem jungen Paar als Starthilfe.
Durch die Höhe der Mitgift oder Aussteuer sollten Frauen der niederer sozialen Schichten daran gehindert werden, in höhere Schichten einzuheiraten, und das, obwohl es kein Verbot dafür gab.


In Deutschland hat sich der Brauch nicht gehalten, und die Eheleute einigen sich untereinander, welches Mitbringsel in die gemeinsame Ehe und Zukunft einfließt. Allerdings war die Aussteuer/Mitgift in vielen Teilen der Welt verbreitet  und wird heute noch Indien und Afrika praktiziert.

Fazit:

Hier zeigt sich ein Gegensatz. In einem Fall wird an die zukünftige Ehefrau gezahlt und im anderen Fall an den künftigen Ehemann. Kulturelle Unterschiede, die für uns unsichtbar sind, jedoch eine wichtige Rolle  für das familiäre Zusammenleben spielen.

Übrigens: Die muslimische Eheschließung besitzt erst nach dem standesamtlichen Nachweis in Deutschland Rechtskraft.



Freitag, 14. Oktober 2016

Interkulturelle Kompetenz: 21 schlechte Gründe, um Menschen aus anderen Kulturen zu meiden

Auf Straßen, in Kaufhäusern und in Wohngebieten erblicken wir Menschen aus verschiedenen Kulturen. Da schiebt eine islamische Frau mit Kopftuch einen Kinderwagen durch die Straße. Eine katholische Ordensschwester unterhält sich mit einer älteren Frau am Eingang der Kirche. Jüdische Männer mit langen Bärten und Schläfenlocken stehen an der Ecke und gestikulieren.
Jeder von ihnen hat eine kulturelle Zugehörigkeit, Mutter und Vater und besitzt seine eigene Orientierung.
Eines vorab: Wir können nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen, fremde Gedanken bleiben uns verwehrt, und Hintergründe von persönlichem Verhalten sind für uns als Außenstehende unzugänglich.
Doch da gibt es eine Gefahr: Wir machen uns falsche Vorstellungen, oder es entstehen Missverständnisse. In unserem Kopf strömen Unklarheiten, Ängste, Sorgen und Bedenken, egal welcher Kultur wir entstammen. Genau diese Dinge hemmen uns und wirken wie eine Handbremse.
Hier habe ich Aussagen aufgelistet, die mir in letzter Zeit begegnet sind und die einen Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen verhindern.
  1. Die verstehen mich sowieso nicht.
  2. Die sind mir zu fremd.
  3. Die Unterschiede sind einfach so groß.
  4. Mit denen will ich nichts zu tun haben.
  5. Sollen die Fremden doch den ersten Schritt machen.
  6. Die können sich sowieso nicht an Normen und Regeln halten.
  7. Diese Menschen sind einfach kulturlos.
  8. Die geben sich keine Mühe, dass man sie versteht.
  9. Die sollen sich ändern und nicht ich.
  10. Deren Glauben lehne ich ab.
  11. Die sind schlecht ausgebildet
  12. Frauen werden von Männern schlecht behandelt.
  13. Die wollen unter sich bleiben.
  14. Meistens haben die keinen Anstand.
  15. Die sind gewissenlos, das sieht man doch im Fernsehen.
  16. Wir brauchen die nicht.
  17. Warum muss immer ich den ersten Schritt machen.
  18. Die kriegen sowieso schon genug und werden bevorzugt.
  19. Die sprechen noch nicht einmal unsere Sprache.
  20. Viele sind doch kriminell.
  21. Wir werden ausgenutzt, und wer denkt an uns?
Sollte Sie einer Aussage zu stimmen, kann es sein, dass Sie auf eine Fehleinschätzung, Täuschung oder falsche Aussagen hereingefallen sind. Denn hier handelt es sich um interkulturelle Irrtümer.
EIN INTERKULTURELLER IRRTUM 
Hinter einen interkulturellen Irrtum versteckt sich eine falsche Annahme, Behauptung, Meinung oder ein Irrglaube. Der Behauptende, Meinende oder Glaubende meint von der Wahrheit seiner Aussage überzeugt zu sein. Nun gilt es auf die Suche nach der versteckten Wahrheit zu zu gehen.
Und so gelangen Sie zu einem interkulturellen Irrtum. Das Ganze erfolgt schleichend in drei Stufen.
  1. Stufe: Ausgehend von einer Person oder Gruppe wird eine Behauptung, ein Gerücht, eine Meinung geäußert.
„Arabische Frauen werden von Männern schlecht behandelt.“
  1. Stufe:Danach wird die Aussage verallgemeinert, damit sie auf eine große Gruppe von Menschen zutrifft.
„Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
  1. Stufe: Die Aussage wird auf Facebook gepostet und geteilt, im Freundeskreis besprochen, den Arbeitskollegen als richtig untergejubelt.
„Meine Freunde und Kollegen habe es mir gesagt: Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
So können Sie sich vor Falschmeldungen schützen
Nicht einfach glauben und vertrauen, sondern hinterfragen. Am besten gelangen Sie zu einer realistischen Einschätzung, wenn Sie die betroffenen Menschen direkt befragen.
Fragen, die Ihnen helfen:
  1. Werden Sie als Frau von Ihrem Mann schlecht behandelt?  Somit gelangen Sie zunächst  zu einer authentische Aussage und erfahre die Wahrheit im Einzelfall. Vielleicht wird die Frau tatsächlich schlecht behandelt , dann bitte vorsichtig sein und nicht verallgemeinern.
2. Um zu klären, ob diese Aussage allgemeingültig ist, sollte der zweite Schritt erfolgen.Stimmt es, dass alle arabischen Frauen von ihren Männern schlecht behandelt werden? Hierzu wäre es notwendig andere Frauen zu befragen. Ein Fernsehfilm oder ein Bericht aus Zeitung, Radio oder TV eignet sich nicht unbedingt dazu, um die ausnahmslose Richtigkeit der Aussage zu bekräftigen.
FAZIT:
Sie auf beide Fragen antworten können, gehen Sie davon aus, dass es stimmt. Sie haben es selbst gehört, möglicherweise erlebt. Vermeiden Sie interkulturelle Irrtümer. Lassen Sie sich nichts einreden, übernehmen Sie nicht einfach Gehörtes und verbreiten Sie fremde Meinungen nicht, ohne diese selbst überprüft zu haben.

Hat Ihnen  dieser Beitrag gefallen? Hier gibt es noch mehr:

Körperberührung zur araibschen Begrüßung?
Überraschende Erkenntnisse der Stanford-Studie
Kompetenter mit den Interulturellen Spickzettel

Donnerstag, 15. September 2016

Interkulturelle Kompetenz: Wie Sie mit eigenen und fremden Vorurteilen umgehen können!



 „Vorurteile sind absoluter Blödsinn, denn sie stimmen nicht!“

Genau das sagt meine Mutter. Im nächsten Moment erzählt sie mir: 

"Du, die Nachbarin hat seit gestern ein neues schickes Auto. Sie hat bestimmt von ihrem Ex eine Menge Geld verlangt. Früher konnte sie sich das nicht leisten." 

Auf den ersten Blick erlebe ich Interesse an der Nachbarin. Auf den zweiten Blick erkenne ich eine klassische Unterstellung, eine bloße Vermutung und eine urteilende Einschätzung. Dieses „darüber sprechen“ wird zur Wirklichkeit gemacht. Die Folge davon ist, dass sich eine klassische VOR-Verurteilung ohne jegliche Beweise entwickelt. Und – Zack! – da haben wir unser Vorurteil. 

Und jetzt kommt es: Würde ich genau die Worte meiner Mutter weitergeben, vervielfältige ich. Das kann in der Kaffeerunde, beim Pausengespräch oder mit einem Post bei Facebook geschehen. Das Gerücht wird somit verstärkt und für wahr angesehen. Andere erzählen und spekulieren weiter.

Übertragen auf die internationale Bühne entstehen dann solche Vorurteile wie

v Deutsche sind pünktlich und trinken Bier zum Frühstück 
v Asiaten lächeln immer und essen rohen Fisch 
v Franzosen trinken Wein und diskutieren viel 
v Afrikaner kommen immer zu spät und haben viele Brüder 
v arabische Frauen tragen Kopftücher 
v Russen trinken Wodka und sind kalt
v Amerikaner können nur smalltalken und Hamburger essen.

Ihnen fällt bestimmt noch mehr dazu ein.


Ob ein VOR-Urteil wahr oder eine Lüge ist, hängt von den überprüften Tatsachen ab.

Dazu habe ich drei Empfehlungen, wie sie das tun können.  

1. Vorurteile kontrollieren 

Wenn Sie das nächste Mal ein Gerücht hören, dann glauben Sie nicht, sondern kontrollieren Sie. Nehmen Sie es nicht als das Nonplusultra an. Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. 

Beispiel: Sie können den japanischen Touristen fragen, ob er immer lächelt. Erkunden Sie, ob ihr französischer Verkäufer tatsächlich dreimal täglich wie Medikamente Wein trinkt. Erforschen Sie bei den afrikanischen Nachbarn, wie er es mit der Pünktlichkeit hält. So erhalten Sie ein authentisches Urteil. 


2. Überprüfen Sie die Quelle des Vorurteils

Nicht jeder Fernsehbericht, Film, Zeitungsartikel, Blogtext kann für bare Münze genommen werden. Es schleichen sich Fehler in Beiträgen ein oder ein einseitiger Blick verhindert Klarheit und die umfassende Behandlung des Themas. Filme haben ein Drehbuch und entsprechen nicht den wahren Tatsachen. Ebenso können neidische Nachbarn oder unerfahrene Kollegen lediglich ihre Sichtweise von Situationen erzählen und darstellen. 


3. Vorsicht vor Verallgemeinerungen 
Jawohl, wir hören ein spektakuläres Ereignis und erleben unter ähnlichen Umständen Gleiches und schon erzählen wir Gesehenes weiter und verallgemeinern dabei sehr gern. 

Kommt zweimal der afrikanische Kollege zu spät, so verspätet er sich „immer“ und natürlich ist klar, dass „alle Afrikaner“ genauso handeln. 

Zwei Punkte:

1.    Vorurteile sind kein Blödsinn. Sie können auf eine Anzahl von  Menschen zutreffen.
2.    Vorurteile können vollkommen falsch sein, wenn sie in einem anderen Zusammenhang wiedergegeben werden.

Entscheidend ist der sensible Umgang mit ihnen und den betreffenden Personen.
Ich bin Deutsche und mein „German-Breakfast“ besteht nicht aus Bier und Bratwurst. Mit der Pünktlichkeit halte ich es dem Anlass entsprechend, jedoch sind einige meiner deutschen Freunde sehr oft unpünktlich. 


Achtsamer Umgang mit Vorurteilen – Die Busfahrt von München nach Berlin  


Eine internationale Reisegesellschaft befand sich auf einer Reise von Berlin nach München. Der  Bus stoppte wegen eines Motorschadens. Es qualmte und stank furchtbar im Bus. 

Der Fahrer forderte die Passagiere auf, den Bus zu verlassen und weiter zu Fuß zum nächsten Ort zu laufen. 

Nach fünfzehn Minuten wandte sich der Zweitfahrer an den Busfahrer und meldete: ”Keiner ist bereit zu laufen. Was sollen wir tun?" 

Da unterbrach der Fahrer die Reparatur und ging selbst.  Nach weiteren zehn Minuten liefen alle los.

"Wie haben Sie das denn bloß gemacht?", fragte der Zweitfahrer erstaunt.
"Ganz einfach, mein Lieber", sagt der Busfahrer, 

"den Engländern habe ich gesagt, es sei unsportlich, nicht zu laufen, 

den Franzosen, es sei schick, 

den Deutschen, dies sei ein Befehl, 

den Japanern, es sei gut für die Potenz, 

den Amerikanern, sie seien versichert, 

und den Italienern, zu laufen sei verboten."

Der Busfahrer zeigt interkulturelle Kompetenz, indem er Vorurteile nutzt, um Menschen für einen guten Zweck zu motivieren. 

FAZIT: Vorurteile gab es immer und wird es immer geben. Sie können mit Bedacht berücksichtigt werden. Vorsicht, wenn eine Beurteilung verallgemeinert und danach vervielfältigt wird. 
Wir können vielen Menschen Unrecht tun und  Gefühle verletzen. 

Hat Ihnen  dieser Beitrag gefallen? Hier gibt es noch mehr:

Die Formel für mehr interkulturelle Kompetenz
Warum Sie Ihre eigenen Werte und die von Fremden kennen sollten?
Brauche ich interkulturelle Kompetenz und was hat das mit mir zu tun?



InspirationLeben - Sei im Kopf klar und achte auf deine Gedanken

Achte darauf worüber du nachdenkst, denn es beeinflusst dein Wohlergehen. Schlechte Gedanken verpesten das Leben. Sie erzeugen, dass du unzu...