Auf Straßen, in Kaufhäusern und in Wohngebieten erblicken wir Menschen aus verschiedenen Kulturen. Da schiebt eine islamische Frau mit Kopftuch einen Kinderwagen durch die Straße. Eine katholische Ordensschwester unterhält sich mit einer älteren Frau am Eingang der Kirche. Jüdische Männer mit langen Bärten und Schläfenlocken stehen an der Ecke und gestikulieren.
Jeder von ihnen hat eine kulturelle Zugehörigkeit, Mutter und Vater und besitzt seine eigene Orientierung.
Eines vorab: Wir können nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen, fremde Gedanken bleiben uns verwehrt, und Hintergründe von persönlichem Verhalten sind für uns als Außenstehende unzugänglich.
Doch da gibt es eine Gefahr: Wir machen uns falsche Vorstellungen, oder es entstehen Missverständnisse. In unserem Kopf strömen Unklarheiten, Ängste, Sorgen und Bedenken, egal welcher Kultur wir entstammen. Genau diese Dinge hemmen uns und wirken wie eine Handbremse.
Hier habe ich Aussagen aufgelistet, die mir in letzter Zeit begegnet sind und die einen Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen verhindern.
- Die verstehen mich sowieso nicht.
- Die sind mir zu fremd.
- Die Unterschiede sind einfach so groß.
- Mit denen will ich nichts zu tun haben.
- Sollen die Fremden doch den ersten Schritt machen.
- Die können sich sowieso nicht an Normen und Regeln halten.
- Diese Menschen sind einfach kulturlos.
- Die geben sich keine Mühe, dass man sie versteht.
- Die sollen sich ändern und nicht ich.
- Deren Glauben lehne ich ab.
- Die sind schlecht ausgebildet
- Frauen werden von Männern schlecht behandelt.
- Die wollen unter sich bleiben.
- Meistens haben die keinen Anstand.
- Die sind gewissenlos, das sieht man doch im Fernsehen.
- Wir brauchen die nicht.
- Warum muss immer ich den ersten Schritt machen.
- Die kriegen sowieso schon genug und werden bevorzugt.
- Die sprechen noch nicht einmal unsere Sprache.
- Viele sind doch kriminell.
- Wir werden ausgenutzt, und wer denkt an uns?
Sollte Sie einer Aussage zu stimmen, kann es sein, dass Sie auf eine Fehleinschätzung, Täuschung oder falsche Aussagen hereingefallen sind. Denn hier handelt es sich um interkulturelle Irrtümer.
EIN INTERKULTURELLER IRRTUM
Hinter einen interkulturellen Irrtum versteckt sich eine falsche Annahme, Behauptung, Meinung oder ein Irrglaube. Der Behauptende, Meinende oder Glaubende meint von der Wahrheit seiner Aussage überzeugt zu sein. Nun gilt es auf die Suche nach der versteckten Wahrheit zu zu gehen.
Und so gelangen Sie zu einem interkulturellen Irrtum. Das Ganze erfolgt schleichend in drei Stufen.
- Stufe: Ausgehend von einer Person oder Gruppe wird eine Behauptung, ein Gerücht, eine Meinung geäußert.
„Arabische Frauen werden von Männern schlecht behandelt.“
- Stufe:Danach wird die Aussage verallgemeinert, damit sie auf eine große Gruppe von Menschen zutrifft.
„Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
- Stufe: Die Aussage wird auf Facebook gepostet und geteilt, im Freundeskreis besprochen, den Arbeitskollegen als richtig untergejubelt.
„Meine Freunde und Kollegen habe es mir gesagt: Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
So können Sie sich vor Falschmeldungen schützen
Nicht einfach glauben und vertrauen, sondern hinterfragen. Am besten gelangen Sie zu einer realistischen Einschätzung, wenn Sie die betroffenen Menschen direkt befragen.
Fragen, die Ihnen helfen:
- Werden Sie als Frau von Ihrem Mann schlecht behandelt? Somit gelangen Sie zunächst zu einer authentische Aussage und erfahre die Wahrheit im Einzelfall. Vielleicht wird die Frau tatsächlich schlecht behandelt , dann bitte vorsichtig sein und nicht verallgemeinern.
2. Um zu klären, ob diese Aussage allgemeingültig ist, sollte der zweite Schritt erfolgen.Stimmt es, dass alle arabischen Frauen von ihren Männern schlecht behandelt werden? Hierzu wäre es notwendig andere Frauen zu befragen. Ein Fernsehfilm oder ein Bericht aus Zeitung, Radio oder TV eignet sich nicht unbedingt dazu, um die ausnahmslose Richtigkeit der Aussage zu bekräftigen.
FAZIT:
Sie auf beide Fragen antworten können, gehen Sie davon aus, dass es stimmt. Sie haben es selbst gehört, möglicherweise erlebt. Vermeiden Sie interkulturelle Irrtümer. Lassen Sie sich nichts einreden, übernehmen Sie nicht einfach Gehörtes und verbreiten Sie fremde Meinungen nicht, ohne diese selbst überprüft zu haben.
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