Neulich, Freitagnachmittags klingelt mein Telefon.
Die
Stimme am anderen Ende fragt mich: "Wir brauchen Sie am Sonntag hier, geht
das?"
Entgegen meiner innerlichen Widerstände antworte ich mit
„Ja ok“.
Ich ärgerte mich. Die ganze Woche freue ich mich auf das
Wochenende.
Gott sei
Dank, ein Sonntag ohne Arbeit. Und nun sage ich so einfach zu.
Doch warum wird bei uns am Sonntag nicht gearbeitet?
Die Ursache dafür liegt eindeutig in den Religionen begründet.
Christentum, Judentum und Islam, alle drei Religionen haben einen
heiligen Tag in der Woche. Da beten die Gläubigen zu Gott oder Allah und würdigen ihn mit Gebeten in heiligen Stätten.
In der christlichen Schöpfungsgeschichte heißt es: Am
siebten Tag ruhte Gott von seiner Arbeit aus. Er sagte: „Dieser Tag gehört mir.
Er ist ein heiliger Tag. Ein Ruhetag.“.
Der Sonntag ist uns Deutschen noch bis heute heilig, obwohl im Zeitalter des
Internets die Wochentage oder Uhrzeiten weniger bedeutungsvoll sind.
Im öffentlichen Leben in den meisten christlichen Ländern wird der
Sonntag als wöchentlicher Feiertag angesehen, und die kirchlichen
Glocken rufen zum sonntäglichen Gebet.
Wir stellen fest:
Am Sonntag sind die Geschäfte geschlossen, Ausnahmen müssen gesetzlich beantragt werden.
Am Sonntag haben alle Ämter und Behörden geschlossen.
Am Sonntag haben die Banken und die Post geschlossen.
Am Sonntag haben Arzt- und
Zahnarztpraxen sowie Apotheken geschlossen und alles wird über einen
Notdienst geregelt.
Am Sonntag herrscht Fahrverbot für die meisten Lastkraftwagen auf den
Autobahnen.
Das Gebot der Sonntagsruhe wurde in Deutschland vor fast 100 Jahren in
Artikel 139 der Weimarer Reichsverfassung gesetzlich festgeschrieben und gilt
bis heute.
Wie sieht das nun in den anderen Religionen aus?
Die Juden nutzen den Sabbat oder Schabbat, der von
Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden
Sonnabend dauert, als ihren heiligen Tag.
Der Freitag ist zweifellos der wichtigste Wochentag im Leben der Muslime.
Er stellt den Tag der Zusammenkunft dar und erfordert ein gemeinsames Gebet.
Kein anderes Gebot des Islams wird so akribisch, selbst von denen, die sagen
würden, dass sie eher wenig mit Religion zu tun haben, befolgt, wie das
Freitagsgebet.
Dennoch ist die Bedeutung dieses Tages und des Freitagsgebetes
bei Nicht-Muslimen kaum bekannt. Der islamische Freitag ruft zum
Gebet in die Moschee, das Geschäftsleben ruht und die Arbeit muss
warten.
Na klar wollen die gläubigen Muslime am Freitag in die Moschee!
Aber während
die Christen auf ihren heiligen oder freien Sonntag ungern verzichten und Juden
ihren heiligen Sonnabend pflegen, macht es Muslimen nichts aus, am Sonntag
zu arbeiten.
Ein Unternehmen, eine Firma oder ein Krankenhaus kann genau diesen
kulturellen Unterschied gut nutzen.
Dazu sollte ein notwendiger Grundsatz beachtet werden:
Gleichbehandlung aller Gläubigen, denn weder die eine noch die andere
Religion ist besser oder schlechter.
Und so können wir uns auf Kulturunterschiede einstellen:
1. Beschäftigen wir uns mit den Menschen an
unserer Seite , auch wenn sie einen anderen Glauben haben oder
anders sind.
Also sprechen Sie mit Ihren Kollegen, Nachbarn oder Mitarbeitern über
seinen Glauben, Rituale oder Gerüchte.
Beginnen Sie mit ganz
einfachen Fragen: Wie geht es Ihnen? Was macht die Familie? Wie fühlen
Sie sich in unserem Land, unserer Firma oder unserem Team?
2. Wir sollten offen sein, uns mit
Unbekanntem auseinandersetzen und, wenn erforderlich, uns Wissen aneignen.
Das
Internet verfügt über eine wahre Schatzgrube. Doch achten Sie immer auf seriöse und authentische Quellen.
Informationen aus dritter oder vierter Hand sind gefiltert und subjektiv
geprägt.
Deswegen empfehle ich Ihnen das Wissen aus direkten Quellen oder die
betroffenen Menschen selbst fragen.
3. Wir reagieren mit Bedacht und sensibel, wenn uns Ungewöhnliches,
Befremdliches begegnet.
Vorurteile werfen wir über Bord, Halbwissen vervollkommnen wir und nehmen nichts für bare Münze.Das bedeutet, ein leeres Blatt Papier zu beschreiben, neu zu beginnen.
Dieses
Vorgehen fällt leicht, wenn Sie daran denken, dass Ihr Gegenüber die gleichen
Bedenken, beträchtliche Ängste und mächtige Befürchtungen hat wie Sie.
So können Kulturunterschiede sinnvoll und nutzbringend zur anhaltenden
Zufriedenheit genutzt werden. Denn Muslime arbeiten am Sonntag, ohne Wenn und Aber.