Freitag, 18. November 2016

Interkulturelle Kompetenz: Wie Sie mit 11 Fragen Ihr kulturelles Gepäck kennen und Andere überholen



Sie wollen Ihr kulturelles Gepäck selbst ermitteln und mehr darüber wissen.
Sie haben es satt,  in Fachbücher, Zeitungsartikel, Fernsehberichten  zu suchen.
Nehmen Sie die Sache selbst in Hand und rücken Sie Ihre unsichtbare kulturelle Prägung in den Vordergrund. Gewinnen Sie Klarheit.
In diesem Artikel  finden Sie nicht  nur kulturelle Bildausschnitte und sondern das  ganze Bild.

Das kulturelle Gepäck im Rucksack
Über 400 Wanderer zogen durch Wälder und über Wiesen. 35 Kilometer sind endlos lang. Nach 15 Kilometer kam die lang ersehnte Pause auf einer grünen Wiese.  Jeder packte die mitgebrachte Marschverpflegung aus. Alles auf ein Tisch gestellt wäre  es ein  abwechslungsreiches  Buffett. Ich aß mein Butterbrot und meine Freundin kramte Obst und Gemüse aus Ihrer Tasche.
Wandern beansprucht  die Beine und regte auch meinen Geist an. Beim stundenlangen Wandern kam mir der Gedanke:„Jeder Wanderer trägt seine persönlichen Siebensachen als eigene kulturelle Ausrüstung auf dem Rücken.“
Ich stellte mir vor, wie alle Menschen in einem unsichtbaren Rucksack ihr verborgenes kulturelles Hab und Gut haben und durch die Welt ziehen.
Drei wichtigen grundlegenden Erkenntnisse entdeckte ich:
  1. Jeder trägt sein eigenes kulturelles Gepäck.
  2. Es gibt große und kleine Unterschiede.
  3. Menschen aus der gleichen  Kultur haben ähnliche Habseligkeiten.
Vergleichen Sie die Handtasche von zwei Frauen. Erstaunlich, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten Sie feststellen werden.
 WAS HAT DAS NUN MIT MIR ZU TUN?
Sie  kennen Ihre eigene Kultur. Bei unklaren Situationen im Berufsalltag haben wir Fragezeichen im Kopf.  Ein Beispiel: Der ausländische Kollege, Mitarbeiter, Nachbar  verhält sich anders als erwartet. Er schweigt in Besprechungen oder kommt zu spät. Die Arbeitsaufgaben erledigt er in einer für Sie befremdlichen, unüblicher Art und Weise. Probleme verschweigt er.  Nun  beginnen Sie zu vergleichen. Das würde ich völlig anders machen. Dabei rückt das  Unsichtbare im kulturellen Gepäck  in den Vordergrund.
Werfen wir einen Blick  hinter die Kulturkulissen. Wie im Theater sehen wir nur das Theaterstück. Der Aufbau des aufwendigen Bühnenbildes, die Beleuchtungstechnik und das Gesicht des Regisseurs bleiben im Dunkeln. Ähnlich verhält es sich mit den Hintergründen von kulturbedingten Verhaltensweisen.
WIE ERFAHRE ICH, WAS KULTURELL ZU MIR GEHÖRT?
Hier sind die elf wichtigsten Fragen, die Ihnen helfen, Ihr kulturelles Gepäck zu entdecken und zu sortieren.
  1. Was haben Ihnen Ihre Eltern und Großeltern beigebracht und was machen Sie noch heute so?
  2. Wie viele Personen gehören zu Ihrer Familien und wie ist die hierarchische Ordnung?
  3. Welche Verhaltensregeln prägen Sie?
  4. Woran glauben Sie, und woran glauben Ihre Eltern?
  5. Welche politische Ordnung und Gesetze herrschen in dem Land, in dem Sie aufgewachsen sind?
  6. Welche technischen Geräte wie Laptop oder Handy benutzen Sie?
  7. In welchem geografischen Gebiet sind Sie aufgewachsen?
  8. Kennen und hinterfragen Sie die Vorurteile Ihrer eigene Kultur?
  9. Welche Ausbildung machen Sie oder welche berufliche Tätigkeit üben Sie aus und warum?
  10. Welche Sprachen sprechen Sie und warum?
  11. In welchen anderen Ländern haben Sie bereits gearbeitet und gelebt?
HINTERGRÜNDE DER FRAGEN
Fragen 1–3 betreffen Ihre kulturellen Werte und Normen. Jeder Mensch wächst mit Normen, Werten und Glaubenssätzen auf, die ihn prägen und die er verinnerlicht hat.
Frage 4 beleuchtet die Religion. Egal, woran Sie glauben, die dominierende Religion bestimmt das Leben und den Alltag. Behörden und Geschäfte sind am Sonntag in Deutschland geschlossen sind. Das Fahrverbot für LKWs am Sonntag auf den Autobahnen entspringt der gleichen Ursache.
Frage 5: Jedes Land hat seine Gesetze und seine bestimmte die Art und Weise, wie diese umgesetzt werden. Es gibt große Unterschiede. Hier ein Beispiel: Geldgeschenke an Staatsdiener sind in einigen arabischen Ländern üblich. Nimmt ein deutscher Beamter Geschenke an, kann er  bestraft und  entlassen werden.
Frage 6 beleuchtet den technischen Entwicklungsstand Ihrer Kultur und das damit zusammenhängende Leben und Verhalten. Internet und Handy haben  gravierende Auswirkungen auf den Alltag. Hier eine einfache Frage: Wie sähe Ihr Leben ohne Mobiltelefon aus?
Frage 7: Unser ganzes Leben richtet sich nach den klimatischen Bedingungen, in denen wir uns befinden. Das Essen, die Kleidung und der Broterwerb in der Wüste unterscheiden sich eindeutig vom Alltagsleben in den arktischen Regionen. Das Jahr wird eingeteilt in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Diese Jahreszeiten gibt es nicht überall. Welche Auswirkungen hat das Klima auf Ihr Leben?
Fragen 8 bis 11 veranschaulichen Ihre persönliche kulturelle Ausprägung.
Damit hatten Sie sicher nicht gerechnet. So viele Fragen zur eigenen Kultur.
 DIE KULTURELLE ÜBERHOLSPUR
Was hat  das mit Überholen zu tun? Das Zeitalter der Globalisierung und multinationalen Teams in den Unternehmen fordert interkulturelles Handeln.
Außergewöhnliche und karrierebewusste Menschen beschäftigen sich mit der eigenen kulturellen Prägung. Sie wissen, worauf es zukünftig ankommt.
So gelangen Sie zu präzisen Einschätzungen und einem scharfem Urteilsvermögen. Sie schätzen Situationen besser ein und erkennen kulturelle Verschiedenheiten. Ihre Reaktionen in unsicheren Situationen ändern sich.
Kennen Sie Ihr eigenes Gepäck, können Sie  vergleichen und  sind  vielen Menschen eine Nasenlänge voraus.
WELCHES KULTURELLE GEPÄCK HABEN SIE?
Nehmen Sie sich Zeit für diese Fragen. Kopieren Sie  die Fragen auf ein weißes Blatt. Beginnen Sie nun Frage für Frage zu beantworten.
Im Ergebnis werden Sie feststellen: „Ja  das ist mein kulturelles Gepäck.“ Sie erkennen Ihre Einzigartigkeit und verstehen nun, wie Sie sich von anderen unterscheiden.
Noch ein Bonustipp: Möchten Sie etwas über das Kulturgepäck eines anderen Menschen erfahren, können Sie ihm die gleichen Fragen stellen.
FAZIT:
Das Wissen über das eigene kulturelle Gepäck verwirklicht einen respektvollen Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen. Damit können Sie sich und fremde Kulturen einordnen und akzeptieren.


Mittwoch, 26. Oktober 2016

Interkulturelle Kompetenz: Wie heiratet man im Islam – Mitgift oder Brautgabe?




Es geschah in Leipzig, und da lag sie nun auf dem Tisch:  Die schriftliche Bestätigung über die Bindung auf Lebenszeit. Die „Heiratsurkunde“, also das Papier in arabischer Sprache mit deutscher Übersetzung, gibt Auskunft über die Eheleute und die Zeugen des Heiratsaktes und tritt mit  der Unterschrift in Kraft.

Der frisch gebackene Ehemann berichtet von der muslimische Eheschließung, die im Islam als ein sehr bescheidener Akt verwirklicht wird. Es genügt, wenn Mann und Frau vor einer theologisch und moralisch gefestigten Persönlichkeit (etwa einem Imam) und vor mindestens zwei Zeugen ihren freien Willen zur Ehe erklären. Das alles wird in dem schriftlichen Vertrag festgehalten.  Doch dann stolperte ich über zwei Summen 5.000,00 Euro und 10.000 Euro. Neugierig erfragte ich die Bedeutung der Summen. Den ersten Betrag erhält die Braut vom zukünftigen Ehemann.

Islam: Die Brautgabe – Der Bräutigam zahlt an die Frau

Die Brautgabe ist vielen arabischen Bereich wird die Brautgabe vereinbart. „Nein, die Frau wird nicht gekauft und muss ein Leben lang dem Mann untertan sein“,  wird mir bestätigt.
Ein Geschenk  für die zukünftige Frau. Ayam S., eine Syrierin, erzählt mir vom  unbezahlbaren Wert einer Frau in ihrem Land. Sie fragt mich: Was ist ein Mann ohne eine Frau? Stimmt, denke ich und denke auch an die zukünftigen Kinder des Ehepaares und an all die familiären unverzichtbaren Verantwortungen, die Frauen tragen. Neu war für mich, dass der Mann zu dieser Gabe verpflichtet ist. Die Höhe soll abhängig vom Lebensstandard sein und kann sowohl eine Sache als auch ein Geldbetrag sein.
Der zweite Betrag benennt den Geldwert bei einer Trennung. Verlässt der Mann die Frau, so hat er 10.000 Euro an sie zu zahlen. Das fand ich nun wieder etwas mager, und es zeigt mir, dass damit die Frau schnell abgespeist wird.

Deutschland: Die Mitgift – Die Braut zahlt an den Bräutigam

Zu Erinnerung: Bis vor Jahrzehnten gab es ähnliches in Deutschland. Die Aussteuer, auch Mitgift genannt, waren Güter, die die Braut mit in die Ehe brachte. Der Bräutigam muss also nicht zahlen, hier wird die Verwandtschaft der Frau zu Kasse gebeten.
Genannt wird dies auch Aussteuer, diese wird von der Verwandtschaft der Braut bezahlt und kommt direkt dem Brautpaar zugute. Das konnten sowohl Geschenke wie Handtücher, Bettwäsche oder Einrichtungsgegenstände als auch Geld, Auto oder Haus sein. Die Aussteuer diente dem jungen Paar als Starthilfe.
Durch die Höhe der Mitgift oder Aussteuer sollten Frauen der niederer sozialen Schichten daran gehindert werden, in höhere Schichten einzuheiraten, und das, obwohl es kein Verbot dafür gab.


In Deutschland hat sich der Brauch nicht gehalten, und die Eheleute einigen sich untereinander, welches Mitbringsel in die gemeinsame Ehe und Zukunft einfließt. Allerdings war die Aussteuer/Mitgift in vielen Teilen der Welt verbreitet  und wird heute noch Indien und Afrika praktiziert.

Fazit:

Hier zeigt sich ein Gegensatz. In einem Fall wird an die zukünftige Ehefrau gezahlt und im anderen Fall an den künftigen Ehemann. Kulturelle Unterschiede, die für uns unsichtbar sind, jedoch eine wichtige Rolle  für das familiäre Zusammenleben spielen.

Übrigens: Die muslimische Eheschließung besitzt erst nach dem standesamtlichen Nachweis in Deutschland Rechtskraft.



Freitag, 14. Oktober 2016

Interkulturelle Kompetenz: 21 schlechte Gründe, um Menschen aus anderen Kulturen zu meiden

Auf Straßen, in Kaufhäusern und in Wohngebieten erblicken wir Menschen aus verschiedenen Kulturen. Da schiebt eine islamische Frau mit Kopftuch einen Kinderwagen durch die Straße. Eine katholische Ordensschwester unterhält sich mit einer älteren Frau am Eingang der Kirche. Jüdische Männer mit langen Bärten und Schläfenlocken stehen an der Ecke und gestikulieren.
Jeder von ihnen hat eine kulturelle Zugehörigkeit, Mutter und Vater und besitzt seine eigene Orientierung.
Eines vorab: Wir können nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen, fremde Gedanken bleiben uns verwehrt, und Hintergründe von persönlichem Verhalten sind für uns als Außenstehende unzugänglich.
Doch da gibt es eine Gefahr: Wir machen uns falsche Vorstellungen, oder es entstehen Missverständnisse. In unserem Kopf strömen Unklarheiten, Ängste, Sorgen und Bedenken, egal welcher Kultur wir entstammen. Genau diese Dinge hemmen uns und wirken wie eine Handbremse.
Hier habe ich Aussagen aufgelistet, die mir in letzter Zeit begegnet sind und die einen Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen verhindern.
  1. Die verstehen mich sowieso nicht.
  2. Die sind mir zu fremd.
  3. Die Unterschiede sind einfach so groß.
  4. Mit denen will ich nichts zu tun haben.
  5. Sollen die Fremden doch den ersten Schritt machen.
  6. Die können sich sowieso nicht an Normen und Regeln halten.
  7. Diese Menschen sind einfach kulturlos.
  8. Die geben sich keine Mühe, dass man sie versteht.
  9. Die sollen sich ändern und nicht ich.
  10. Deren Glauben lehne ich ab.
  11. Die sind schlecht ausgebildet
  12. Frauen werden von Männern schlecht behandelt.
  13. Die wollen unter sich bleiben.
  14. Meistens haben die keinen Anstand.
  15. Die sind gewissenlos, das sieht man doch im Fernsehen.
  16. Wir brauchen die nicht.
  17. Warum muss immer ich den ersten Schritt machen.
  18. Die kriegen sowieso schon genug und werden bevorzugt.
  19. Die sprechen noch nicht einmal unsere Sprache.
  20. Viele sind doch kriminell.
  21. Wir werden ausgenutzt, und wer denkt an uns?
Sollte Sie einer Aussage zu stimmen, kann es sein, dass Sie auf eine Fehleinschätzung, Täuschung oder falsche Aussagen hereingefallen sind. Denn hier handelt es sich um interkulturelle Irrtümer.
EIN INTERKULTURELLER IRRTUM 
Hinter einen interkulturellen Irrtum versteckt sich eine falsche Annahme, Behauptung, Meinung oder ein Irrglaube. Der Behauptende, Meinende oder Glaubende meint von der Wahrheit seiner Aussage überzeugt zu sein. Nun gilt es auf die Suche nach der versteckten Wahrheit zu zu gehen.
Und so gelangen Sie zu einem interkulturellen Irrtum. Das Ganze erfolgt schleichend in drei Stufen.
  1. Stufe: Ausgehend von einer Person oder Gruppe wird eine Behauptung, ein Gerücht, eine Meinung geäußert.
„Arabische Frauen werden von Männern schlecht behandelt.“
  1. Stufe:Danach wird die Aussage verallgemeinert, damit sie auf eine große Gruppe von Menschen zutrifft.
„Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
  1. Stufe: Die Aussage wird auf Facebook gepostet und geteilt, im Freundeskreis besprochen, den Arbeitskollegen als richtig untergejubelt.
„Meine Freunde und Kollegen habe es mir gesagt: Alle arabischen Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt.“
So können Sie sich vor Falschmeldungen schützen
Nicht einfach glauben und vertrauen, sondern hinterfragen. Am besten gelangen Sie zu einer realistischen Einschätzung, wenn Sie die betroffenen Menschen direkt befragen.
Fragen, die Ihnen helfen:
  1. Werden Sie als Frau von Ihrem Mann schlecht behandelt?  Somit gelangen Sie zunächst  zu einer authentische Aussage und erfahre die Wahrheit im Einzelfall. Vielleicht wird die Frau tatsächlich schlecht behandelt , dann bitte vorsichtig sein und nicht verallgemeinern.
2. Um zu klären, ob diese Aussage allgemeingültig ist, sollte der zweite Schritt erfolgen.Stimmt es, dass alle arabischen Frauen von ihren Männern schlecht behandelt werden? Hierzu wäre es notwendig andere Frauen zu befragen. Ein Fernsehfilm oder ein Bericht aus Zeitung, Radio oder TV eignet sich nicht unbedingt dazu, um die ausnahmslose Richtigkeit der Aussage zu bekräftigen.
FAZIT:
Sie auf beide Fragen antworten können, gehen Sie davon aus, dass es stimmt. Sie haben es selbst gehört, möglicherweise erlebt. Vermeiden Sie interkulturelle Irrtümer. Lassen Sie sich nichts einreden, übernehmen Sie nicht einfach Gehörtes und verbreiten Sie fremde Meinungen nicht, ohne diese selbst überprüft zu haben.

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