Sonntag, 28. August 2016

Körperberührung zur arabischen Begrüßung? Neun einfache Tipps für einen respektvollen ersten Kontakt

In der Firma, im Restaurant treffen wir auf bekannte Personen und wissen da sofort, wie wir uns begrüßen. Geschäftspartner bekommen einen Händedruck, Freunde ein Küsschen auf die Wange, die liebste Person einen Kuss auf den Mund. Intuitiv machen wir genau das Richtige.
Doch wie sieht es nun aus, wenn Ihnen ein arabischer Mann oder eine arabische Frau gegenüber steht? Gleich spukt es im Kopf herum: Wie verhalte ich mich richtig? Denn wir möchten respektvoll behandelt werden und respektvoll zu anderen Menschen sein.
Ich erlebe Menschen, die sofort aufeinander zugehen und sich darüber gar keine Gedanken machen. Andere wiederum sind zögerlich und warten ab, wie der Andere sich verhält. Und dann gibt es diejenigen, die etwas über eine „richtige Begrüßung“ in Anstandsbüchern gelesen oder in Benimm-Sendungen im Fernsehen gesehen haben.
Eines vorweg: Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, und oftmals behindern uns Gewohnheiten oder falsche, wenn auch gutgemeinte Hinweise. Verhält sich unser Gegenüber merkwürdig, werden wir unsicher. Menschen, die uns nicht anschauen, die Hand nicht geben oder größeren Abstand halten, finden wir befremdend oder suspekt.
Mir ging es einige Male so. Oft treffe ich den Imam im Stadtzentrum. Jedes Mal reiche ich ganz automatisch zur Begrüßung meine rechte Hand. Doch es kommt keine Reaktion von ihm. Er nimmt weder meine Hand noch streckt er mir seine entgegen. Plötzlich fallen mir seine Worte ein: „Ich lege meine rechte Hand auf mein Herz und verneige mich vor ihnen.“ Was für eine höfliche und achtungsvolle Begegnung denke ich und lächle ihn an.

KULTURBEDINGTE BEGRÜSSUNG

Wir besitzen unsere europäische oder deutsche  kulturbedingte Form der Begrüßung und vergessen, dass das Verhalten von Fremden für uns ungewöhnlich sein kann. Ja, es gibt unterschiedliche kulturspezifische Zeremonien, sich zu begegnen, die für uns fremdartig sind und manche von uns verwirren. Wir möchten Fehler vermeiden. Begrüßt mich der tunesische Geschäftspartner mit drei Küsschen auf die Wange oder zwei? Beginnt er auf der linken Seite und ich halte ihm die rechte hin?
Während es in unseren Kreisen üblich ist, sich die Hand zu geben, um zu zeigen: Ich bin unbewaffnet“, sieht es in arabischen Ländern ganz anders aus.
Streng religiösen muslimischen oder jüdischen Menschen sind körperliche Berührungen vor allem mit dem anderen Geschlecht nicht erlaubt. Eine jüdische junge Frau erzählte mir, dass sie keine Körperkontakte vor der Ehe haben darf und damit auch der Händedruck oder die Umarmung wegfällt.

HIER MEINE NEUN EINFACHEN TIPPS:

Wie Sie sich gegenüber Fremden korrekt und richtig verhalten können und was Sie beachten sollten, habe ich für Sie zusammengetragen

TIPP 1

Treffen Sie auf stark religiös orientierte Menschen, die vor allem an der Kleidung erkennbar sind, so sollten Sie unbedingt auf Distanz achten. Die langen Gewänder  vom Hals bis zum Boden sowie eine Kopfbedeckung bei Frauen  und Männern sind sichtbare Hinweise dafür.

TIPP 2

Direkten Körperkontakt wie Umarmungen sollten Frauen mit Männern und andersherum unbedingt vermeiden.

TIPP 3

Ein kurzes Händeschütteln ist möglich, wenn Ihnen die Hand gereicht wird.

TIPP 4

Stark religiöse Menschen vermeiden den Händedruck mit dem anderen Geschlecht. Dieser wird als unsittsam angesehen.

TIPP 5

Zur Begrüßung genügen ein kurzer Blickkontakt und ein Kopfnicken.

TIPP 6

Unverheiratete Frauen sollten ganz besonders auf einen angemessenen Körperabstand zum anderen Geschlechts achten.

TIPP 7

Strenggläubigen Muslimen ist es schlichtweg nicht gestattet, eine fremde Frau zu berühren oder anzusehen.

TIPP 8

In schwierigen Situationen kann es hilfreich sein, eine männliche Begleitperson zu haben.

TIPP 9

Oftmals reicht eine Verneigung oder eine leichte Verbeugung aus.Rechnen Sie damit, dass Ihnen nicht die Hand gereicht wird und der Blickkontakt wegfällt. Das bedeutet nicht, dass Sie ignoriert werden. Derartiges Verhalten bedeutet auch nicht, dass Sie weniger geschätzt, nicht respektiert oder sogar ignoriert werden.
Alles ist eine Frage der Interpretation, ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Ich würde eher sagen, ein angemessenes Verhalten können Sie erreichen, in dem Sie beobachten und fragen.

WICHTIG FÜR SIE: 

Nehmen Sie kulturfremdes Verhalten nicht persönlich, sondern versuchen Sie, es richtig zu deuten. Sie verschaffen sich am besten Respekt, indem Sie mit fachlichen Kompetenzen sowie Kenntnissen über die arabische Kultur und deren Verhaltensregeln glänzen.
Übrigens: Verheiratete Frauen genießen besonderes Ansehen, je mehr Kinder sie haben. Ältere Frauen werden als Entscheidungsträgerinnen und Respektspersonen angesehen.

FAZIT

Wie kann ich mich richtig und respektvoll verhalten? Während es in unseren Kreisen üblich ist, sich die Hand zu geben, kann ein kurzer Blickkontakt zur Begrüßung in anderen Kulturen ausreichend sein. Damit bin ich ganz gut durch die Welt gekommen.

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Montag, 15. August 2016

Interkulturelle Kompetenz: Überraschende Erkenntnisse der Stanfort-Studie

Heute erfahren Sie etwas über eine Studie, deren überraschende und bahnbrechende Erkenntnisse  Sie sofort wirksam einsetzen können. Sie erfahren, welche Werte  in Ihrem Leben am wichtigsten sind und was die Ereignisse  Ihres Tages damit zu tun haben. Ich lade Sie zu einem kleinen Forschungstest ein.



Die Stanfort-Studie

Vor 20 Jahren bekamen Studenten der Stanford University eine Aufgabe für die Winterferien, bei der sie sich täglich Notizen machen sollten.  Es wurden zwei Gruppen gebildet. Die erste Gruppe erhielt den Auftrag alle positiven Dinge zu notieren, die am jeweiligen Tag passiert sind. Die zweite Gruppe hatte eine andere Anweisung:
Schreibt

1. über die Werte, die euch im Leben am wichtigsten sind und
2. wie die Ereignisse des Tages mit diesen Werten zusammenhängen.

Nach den Ferien werteten die Wissenschaftler die mitgebrachten Notizen aus. Diese wurden ins Verhältnis zu Erkrankungen und Gesundheitszustand gebracht.

Das Ergebnis war so überraschend wie eindeutig

Die Studenten, die über ihre Werte schrieben waren im Anschluss an das Experiment seltener krank und insgesamt fitter, hatten mehr Energie und eine positivere Einstellung. Die Studie wurde in den Jahren danach knapp hundertmal wiederholt und ausgebaut – und immer wieder bestätigt.

Die Stanford-Professorin Kelly McGonigal schreibt dazu in ihrem Buch „The Upside of Stress“, dass diese Übung zu den wirkungsvollsten psychologischen Maßnahmen zählt, die je untersucht wurden.

Wie kommt es dazu?

Die Wissenschaftler haben erkannt: Kurzfristig führt das Schreiben über die eigenen Werte zu stärkeren Gefühlen von Kontrolle, Kraft und Stolz. Außerdem macht  das Schreiben darüber die Übenden liebevoller und empathischer, auch sich selbst gegenüber.

Die Übung erhöht außerdem langfristig die Schmerztoleranz und die Selbstkontrolle und verringert das „Wiederkauen“ stressvoller Erfahrungen.

Sogar Menschen, die nur einmalig für zehn Minuten über ihre Werte schreiben, profitieren noch Monate bis Jahre später davon.


Den Forschern nach gibt diese Übung den Ereignissen unseres Lebens Bedeutung, einen Sinn. Wir erkennen wieder, dass die Arbeit zwar gerade enorm anstrengt, aber dass wir’s für unsere Familie tun, die uns so wichtig ist. Oder dass die schmerzhafte Trennung vom Partner immerhin unseren Werten , unserem Wachstum und unserer Freiheit dient, uns wachsen und neu beginnen lassen kann. Die Dinge sind dadurch keine bloßen Unannehmlichkeiten mehr oder sinnlose Qual, die wir nicht verstehen und einfach nur schnell hinter uns bringen wollen. Nein, sie werden zum Ausdruck unserer Werte.


Warum das so effektiv ist? Testen Sie sich selbst

Studien hin und Studien her. Ich habe es selbst probiert. Drei Tage lang habe ich aufgeschrieben, womit ich mich beschäftige, und meine Tätigkeiten selbst erkundet. Eine Tabelle teilte ich in zwei Spalten. In der ersten Spalte notierte ich, was ich tat, und in der zweiten Spalte ergänzte ich den dazu gehörigen Wert, der dahinter steckt. Es machte Spaß, sich zu hinterfragen und zu erforschen.

Tätigkeit
Wert
Mittagessen kochen
Gesundheit
Schreibtisch aufräumen
Ordnung
Wasche waschen
Sauberkeit
Tür abschließen
Sicherheit
Lehrvideo anschauen
Bildung

Dabei gelangte ich zu drei wichtigen Erkenntnissen:

1.     Mein Tagesablauf und die darin verborgenen Handlungen sind durch  immer wiederkehrende Werte bestimmt.
2.     Wie im sich auflösenden Nebel über einem See erkannte ich meine eigene persönliche Wertestruktur, die meinem Handeln zu Grunde liegt.
3.     Stark ausgeprägte Werte wie Ordnung und Sicherheit bestimmen mein Leben.

Probieren Sie es aus! Was sind Ihre wichtigsten Werte?

Fazit:

Zur interkulturellen Kompetenz gehört es, eigenen Werte  zu kennen und zu verstehen. Welche Werte, die Kulturfremde priorisieren, sind von uns festzustellen und zu begreifen? Denn wie wir jemanden bewerten, hängt von unseren eigenen inneren Werten ab. Die den Menschen innewohnenden Werte können wir nicht sofort äußerlich sehen. Erst bei Handlungen und Äußerungen  werden sie sichtbar. Dazu brauchen wir Übung.


Also, wenn Sie mögen, nehmen Sie einen Stift. Notieren Sie Dinge, die Sie gerade beschäftigen oder belasten. Schreiben Sie Ihre wichtigsten Werte auf (z.B. Freiheit, Liebe, Erfolg, Freundschaft, Gesundheit, Abenteuer, Ansehen, Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Begeisterung, Einfluss, Geborgenheit, Harmonie, Genuss, Respekt, Ruhe, Sicherheit, Vertrauen). 
Viel Spaß bei der Selbsterkundung!

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Mittwoch, 27. Juli 2016

Interkulturelle Kompetenz: Warum Sie Ihre eigenen Werte und die von Fremden kennen sollten?

Diesmal geht es nicht um Werte von Gegenständen wie Auto, Fernseher oder Herd, sondern um innerliche Werte der Menschen, die insgeheim lenken und leiten. Sie erhalten Antworten auf zwei Fragen: Warum brauche ich Werte? Und: Welche Unterschiede gibt es zu anderen Kulturen? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt Ihnen die eigenen persönlichen Werte.

WARUM BRAUCHE ICH WERTE?

Werte lenken und leiten unser Verhalten. Sie sind wichtig, um eine Orientierung im Leben zu haben. Gemeinsame Werte verbinden Menschen.
Vergleichen wir den materiellen Wert Auto mit dem inneren Wert Sauberkeit; sofort stellen wir Unterschiede fest. Ja, und was hat das nun mit Werten zu tun? Hier zwei Beispiele:
Ganz klar, ein Auto mit einer Delle an der Tür hat an Wert verloren. Dennoch kann das Auto für den Besitzer einen wesentlich höheren Wert darstellen. Ein nagelneues Auto hat automatisch einen höheren Wert, welcher durch den Preis reguliert wird.
Die Mutter sagt: „Dein Zimmer muss mal wieder aufgeräumt und gereinigt werden.“
Antwort des Sohnes: „Wieso denn, sieht doch gut so aus.“ Hier zeigt sich, dass Sauberkeit unterschiedlich bewertet wird. Was für den einen sauber bedeutet, ist für den anderen schmutzig.
Demzufolge gibt es unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen dazu. Diese beruhen wiederum auf Erziehung und Erfahrung.
Daraus lässt sich folgern:
  1. Jemanden zu bewerten hängt von unseren eigenen inneren Werten ab.
  2. Die innewohnenden Werte von Menschen können wir nicht sofort erkennen. Sie werden bei Handlungen und Äußerungen sichtbar.

GIBT ES UNTERSCHIEDE ZU ANDEREN KULTUREN?

 Jeder Mensch, jede Familie und jede Gesellschaft hat innewohnende Werte und darauf aufbauende Regeln. Diese sollte eingehalten werden, sonst kann es zu Fehldeutungen, falschen Reaktionen oder Kritik kommen.
Allein daraus ergibt sich schon, dass es in anderen Kulturgruppen unterscheidende Werte gibt. Fremdes Verhalten und unerklärbare Handlungen geben hierfür einen Hinweis.
Hier ein Beispiel: Eine chinesische Architektin fand eine Internetseite so großartig, dass sie alles fast wortwörtlich auf ihre eigene Seite übernahm. Die deutsche Inhaberin war außer sich und drohte mit Anzeige.
Die Positionen:
Chinesische Architektin: „Bei uns ist das üblich, wenn uns etwas gefällt, kopieren wir es.“ Damit wird die Arbeit wertgeschätzt. Eine Erlaubnis wird dafür nicht benötigt.
Deutsche Webseitenbesitzerin: „Diebstahl von geistigen Eigentum wird geahndet.“ Dahinter steckt der Achtung des Anderen. Eine vorherige Zustimmung muss einfach erfolgen.
Dahinter versteckt sich der Wert Anerkennung. Hier erkennen wir eine zweideutige Auslegung.
Was bedeutet das nun für Sie?
Sie sollten nicht nur einen einseitigen Blick haben, sondern auch die zweite Seite der Münze erkennen. Um diese herauszubekommen, helfen drei Fragen:
  1. Welches fremdartige andere Verhalten oder Äußerungen sind festzustellen?
  2. Welche Werte gibt es und wie unterscheiden sie sich von meinen?
  3. Welche Regeln und Normen existieren?

WIE KÖNNEN SIE IHRE WERTE ERKENNEN?

Jeder Mensch hat seine persönlichen Werte. Ich bin pünktlich, ordentlich, ehrlich, hilfsbereit und mag meine saubere Wohnung sowie einen aufgeräumten Schreibtisch. Hier sind die Werte klar ersichtlich. Diese benötigen natürlich Handlungen. Das kann so aussehen:
Pünktlichkeit – rechtzeitig da sein
Ordnung – nach getaner Arbeit wird aufgeräumt
Ehrlichkeit – nicht lügen
Hilfsbereitschaft – die Einkaufstasche der älteren Nachbarin tragen
Sauberkeit - Schuhe vor der Tür ausziehen

DREI HINWEISE 

helfen Ihnen, um tiefer in die eigene Wertewelt einzudringen.
  1. SPRÜCHE UND AUSSAGEN DER ELTERN IN DER KINDHEIT
Beispiel: Ordnung ist das halbe Leben, sagt der Vater zur Tochter
  1. ERHOFFTER UMGANG MIT ANDEREN MENSCHEN
Beispiel: Mein Nachbar soll mich respektieren.
  1. UNERWÜNSCHTE EIGENSCHAFTEN BEI ANDEREN 
Beispiel: Ich mag die Unpünktlichkeit meines Kollegen nicht.

FAZIT: Wie wir jemanden bewerten, hängt von unseren eigenen inneren Werten ab. Die innewohnenden Werte von Menschen können wir nicht sofort erkennen. Wir müssen davon ausgehen, dass es andere Bewertungen gibt. Erst bei Handlungen und Äußerungen werden sie sichtbar. Um die eigenen Werte zu ermitteln, helfen Erinnerungen an die Kindheit und die Umgangsweisen der anderen.

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Donnerstag, 21. Juli 2016

Interkulturelle Kompetenz: Wie gehen Sie mit Pünktlichkeit um?


WER BESTIMMT ÜBER UNSERE PÜNKTLICHKEIT UND WARUM IST DAS SO?
Zum gemeinsamen familiären Abendessen Punkt 18:00 Uhr gehörte es sich in meiner Familie, rechtzeitig da zu sein. Zuspätkommen wurde durch ermahnende Worte abgestraft.
„Das Zusammenleben klappt nur durch Pünktlichkeit“, schimpfte mein Vater, wenn sich das Abendessen hinauszögerte. Dann fügte er hinzu: „Wenn das in der Familie, im Kleinen misslingt, wird es niemals im Großen, der gesamten Gesellschaft, gelingen. Gewöhnt euch daran!“
Mittlerweile habe ich drei Pünktlichkeitstypen in meinen Leben kennengelernt:
Die Ersten: Sie kommen 15 Minuten oder eine Stunde später und finden das normal, denn für sie ist Pünktlichkeit eine Orientierung.
Die Zweiten: Sie kommen immer auf den Punkt genau oder ein paar winzige Minuten zu spät und erklären mir: „Das nächste Mal bin ich rechtzeitig da.“ Das Ziel ist Pünktlichkeit.
Die Dritten: Sie sind 15 Minuten vor dem Termin da. Einige kommen 30 Minuten vor Tagungsbeginn. Die Rechtzeitigen kommen stets überpünktlich.
PÜNKTLICHKEIT HEISST:
  • rechtzeitig zum Abendessen zu sein
  • pünktlich sollten Kinder zum Stundenbeginn in der Schule sein
  • zum gesetzlich festgelegten Termin muss die Steuererklärung vorliegen
  • möglichst kurz vor dem Arbeitsbeginn in der Firma sein
  • pünktlich die Rechnung bezahlen.
Ja, ganz viele Menschen betonen, dass sich hinter Pünktlichkeit ein wichtiger Wert verbirgt, der sowohl erwartet wird als auch zur Orientierung dient. Wie ein Zwillingspaar gehören zur Pünktlichkeit Normen also Handlungsgebote oder Verbote.
Das geschieht durch Mitarbeitergespräche, Elterngespräche, eine Aufforderung vom Finanzamt, Arbeitsanweisungen oder Ermahnungen.
Die Normen für die Pünktlichkeit sind streng verbindlich und deren Nichteinhaltung wird sanktioniert.
Die Pünktlichkeit kann entscheiden, ob Fremde die „deutsche Kultur“ akzeptieren oder nicht.
Und machen wir uns nichts vor: Viele Deutsche haben es auch mit der Pünktlichkeit nicht so. Die obligatorischen fünfzehn Minuten werden akzeptiert, während drei Stunden Verspätung unverständlich und ärgerlich sind.

WARUM GIBT ES UNPÜNKTLICHKEIT?

Ich gebe zu, es ist einfach ungerecht,
  • wenn bei einer Besprechung die pünktlichen Teilnehmer auf die unpünktlichen warten müssen.
  • wenn Wartende die Mitteilung aus dem Lautsprecher erhalten: „Der ICE hat ca. 1 Stunde Verspätung. Wir danken für ihr Verständnis.“
  • wenn die Musiker den Konzertbeginn hinauszögern.
Unpünktlichkeit hat verschiedene Ursachen: Es kann sein, dass ich schlecht geplant habe. Ich bin zu spät von zu Hause losgefahren. Oder eine unerwartete Situation war an der Verzögerung schuld. Das kann ein Stau, ein Gespräch mit der Nachbarin oder eine Havarie sein.

WAS VERSTEHEN KULTURFREMDE UNTER PÜNKTLICHKEIT?

„Egal, wann ich komme, die Hauptsache ich bin da. „Neun Uhr gehört zum Vormittag und wenn ich Elf Uhr da bin, reicht es“, erklärt mir der libanesische Familienvater. Durch meine Tätigkeit habe ich täglich Berührungen zu sehr vielen Menschen aus anderen Kulturen. Tatsache ist: die Pünktlichkeit wird hier anders verstanden:
  • Auf die Minute genau zu kommen, gibt es nicht.
  • In vielen öffentlichen oder medizinischen Einrichtungen kommt man am Vormittag oder am Nachmittag und wartet.
  • Der Begriff „Termin“ existiert in der Sprache nicht.
  • Eine oder zwei Stunden später zu einer Familienfeier zu kommen ist egal, das Essen steht auf dem Tisch und alle sind willkommen.
Im Allgemeinen gibt es flexiblere zeitliche Reglungen und Orientierungen. Das Zusammenleben funktioniert trotzdem in den jeweiligen Kulturen, da genau diese Werte und damit zusammenhängende Normen bekannt sind.

DER UMGANG MIT UNPÜNKTLICHKEIT IN ANDEREN KULTUREN 

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade einen Besprechungstermin und wollen kritische Punkte aus dem Weg räumen. Sie haben sich darauf ausgiebig vorbereitet, genau überlegt, was besprochen werden soll, und die Zeit geplant. Der Termin rückt heran und Sie sind etwas aufgeregt. Die Zeit vergeht und es wird immer später. Weder ein Anruf erreicht Sie noch liegt eine erklärende E-Mail in Ihrem Postfach. Zwei Stunden später öffnet sich die Tür, der afrikanische Mitarbeiter kommt lächelnd herein und fragt: „Wie geht es Ihnen?“
Merken Sie, wie das auf Sie wirkt. „Na, schönen Dank auch“, denken Sie doch. Die Gefühle drehen durch und es ist unangebracht, sie zu äußern. Vielleicht werden Sie ungeduldig und schimpfen. Viele erklären sehr laut und ausführlich, wie man sich verhält. Manche sind stinksauer und betrachten das Verhalten als einen Angriff auf ihre Person.
Welche Ursachen für Ihre Reaktionen gibt es? Hier treffen für Sie Normales auf Unnormales und unser Gehirn benötigt dafür Verarbeitungszeit. Deshalb reagiert es auf Unbekanntes stärker.
Hinter jeglichem Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen verbergen sich unterirdische, unsichtbare Werte. Sie regulieren Verhalten und geben Orientierung.
Punktgenaues spielt in einigen Kulturkreisen keine dominante Rolle. Es ist völlig ok, wenn ich mich verspäte und dies wird weder sanktioniert noch übel genommen. Es wird davon ausgegangen, dass es einen Grund hat und dieser wird akzeptiert. Auch wenn der Bus im afrikanischen Urlaubsort mit zwei Stunden Verspätung startet, gibt es eine uns unbekannte Begründung dafür.

WAS KÖNNEN SIE TUN?

Sie sollten akzeptieren, dass den Kulturfremden und deren Verhaltensweisen und Äußerungen andere Werte als die unseren zu Grunde liegen.
Zunehmendes Verständnis für Unpünktlichkeit könnte ich entwickeln, wenn mir die Ursachen bekannt sind.
Denn eines kann ich Ihnen sagen: Falls Sie häufig mit Kulturfremden zu tun haben, wird es immer so weiter gehen. Derartige Episoden hören nicht auf. Und es kommt der Punkt, an dem Sie lernen damit umzugehen und gelassen reagieren. Ja, es ist eben so. Und letztendlich ist jeder für sein Handeln verantwortlich.

DREI ORIENTIERUNGSPUNKTE 

  1. Jemanden zu bewerten hängt von Ihren eigenen gesellschaftlichen und familiären Werten ab und die Standpunkte sind verschieden.
  1. Von Land zu Land gibt es andere Normen als Handlungsgebote, die sich wiederum in andersartigen Regeln niederschlagen. Das sind oftmals immense Abweichungen.
  1. Vorsicht Falle: Kulturfremdes Verhalten nach den eigenen Kulturwerten zu beurteilen und zu vergleichen, geht schief.
FAZIT: Pünktlichkeit gehört zu den wichtigsten deutschen Werten und dahinter verbergen sich Regeln, Normen und Sanktionen. In vielen Ländern gehen die Menschen anders mit Ihrer Zeit und ihrem Zeitempfinden um.
Deshalb bitte ich Sie geduldig zu sein und ruhig zu erklären und gelassen zu reagieren. Denn letztendlich handelt jeder selbst und trägt auch die Konsequenzen dafür. Pünktlichkeit liegt im Blick des Betrachters.

InspirationLeben - Sei im Kopf klar und achte auf deine Gedanken

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