Im Februar dieses Jahres: Ich sitze am
Küchentisch bei einem kasachischen Ehepaar, der Babuschka, also der Großmutter
und dem neunjährigen Sohn. Borschtsch, eine leckere Suppe, gefüllte Teigtaschen,
Salat mit kleingeschnittener roter Beete, Eiern und Sardinen sowie andere
schmackhafte Spezialitäten befinden sich auf dem reichlich gedeckten Tisch.
Ganz unbemerkt füllt die Hausherrin meinen
Teller. Ich esse brav alles auf und lege Messer und Gabel schräg über den
Teller. Unbeeindruckt davon und wie automatisch bekam ich weiteres Speisen.
Wiederum alles aufgegessen, wurde ich erneut versorgt.
Meine Gedanken sagen: der Magen ist voll, ich kann
nichts mehr essen. Ich platze gleich. Teller leer, Teller voll, Teller leer,
Teller voll, die kulinarische Verwöhnung endete einfach nicht.
Warum nimmt sie nicht wahr, dass ich satt bin?
Schluss jetzt: Ich frage einfach und das mit dem Resultat, mein großer Appetit
und riesiger Hunger erstaunte die
kasachische Familie. Sie dachten wirklich, dass ich lange nichts Essbares
bekommen habe.
Die verschiedene Wahrnehmungen führten zu des
Rätsels Lösung: Nach deutschen Regeln
wird Besteck schräg über den Teller gelegt, als Zeichen „ich habe genug “.
In Kasachstan bleibt etwas Speise auf den Teller, um zu zeigen „ich bin satt
und es hat mir geschmeckt“.
Die kleine Geschichte über die Wahrnehmung in
unterschiedlichen Kulturen regte mich an darüber nachzudenken.
Trügerische Wirklichkeit |
- siehst, was du siehst,
- hörst, was du hörst,
- schmeckst, was du schmeckst.
5. Wunschdenken gehört zur Wahrnehmung. Du kennst
den Spruch: „Du siehst nur das, was du sehen willst.“ Uninteressantes, Unwichtiges blendest du einfach aus.
6. Eigene
Feststellungen und Urteile sind nicht
allgemeingültig und betreffen auch nicht
Jeden.
7. Menschen
aus verschiedenen Kulturen haben andere Erfahrungen und unterschiedliche
Wahrnehmungen. Wenn du meinst, was du wahrnimmst, ist das einzig
Richtige, so stimmt nicht.
8. Im Normalfall des Alltags glauben wir, dass
unsere Sinne die Realität 1:1 abbildet. Tatsächlich herrscht hier ein Betrug. Alles
was du bemerkst und wahrnimmst entspricht nicht der Wirklichkeit, es gehört zu
deiner Realität. Unser Bewusstsein gaukelt uns vor, dass wir die Wirklichkeit
so wahrnehmen „wie sie eben ist“
9. Dinge, die
wir als „laut“ oder „leise“, als „grün“ oder „rot“ als „duftend“ oder
übelriechend etc. erleben und bezeichnen, stellen nur Ausschnitte unserer
Umwelt dar. Unsere Die Konstruktionen unseres Geistes sind die keineswegs mit
unserer Umwelt identisch sind.
Mein Tipp für dich:
Untersuche deine Wahrnehmung und beobachte derartige Situationen. Schau dir gemeinsam mit ausländischen Freunden einen
Film an und sprecht über das Wahrgenommene.
Fotos: Antonie
Weitere Beiträge:
Die Wahrheit über die Wahrnehmung
Was bedeutet interkulturell kompetent?
Fotos: Antonie
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