Eine Frage: Sitzt eine deutsche Frau auf der Erde, um zu kochen?
Natürlich nicht, sie steht vorm Herd und rührt die Suppe um oder bereitet
andere Speisen zu.
In Indien oder Indonesien denkt niemand darüber nach, eine Frau kocht im sitzen. Das ist einfach so
und das war es schon immer.
Auf dem Bild röstet eine Frau Kaffeebohnen. Die immergrüne, kleine Bäume oder Sträucher in Form von Kaffeeplantagen
gibt es in Deutschland nicht. Wer kann hier schon per Hand Kaffee
rösten? Für mich eine völlig unbekannt Handlung und demzufolge fremd.
Einige andere Beispiele: Bist Du in einer unbekannte Stadt, so bist Du
ein Fremder. Sitzt in der Straßenbahn neben Dir ein Afrikaner, den Du
noch nie gesehen hast, so ist er Dir fremd. Menschen sprechen Paschtu.
Wer weiß schon, dass diese Sprache in Afghanistan gesprochen wird.
Wir als Deutsche verstehen nur unverständliche Laute. Würdest
Du die Sprache kennen, so wäre sie Dir nicht fremd sondern bekannt. Ja, so
einfach ist das.
Nun zum ersten Geheimnis: Die Fremdheit ist keine feste
Eigenschaft, sie setzt immer einen Anderen oder ein Andres voraus.
Dein Freund möchte mir Dir klettern gehen. Für Dich als
Kletterneuling bedeutet das eine große Herausforderung, da Du noch nie
eine Felswand überwunden hast. Für Dein Freund stellt es ein
freudiges Ereignis dar. Er kennt die Anstrengung und das glückliche Gefühl danach.
Das bedeutet: Fremdheit existiert nur durch den Blick des
Betrachters und das ist zugleich auch das zweite Geheimnis.
Jedes Mal, wenn Du etwas als „Fremd“ bezeichnest. beinhaltet
automatische eine Aussage über das Eigene.
Wenige Menschen sind sich bewusst: wenn sie jemanden als „fremd“
bezeichnen oder empfinden, offenbaren sie gleichzeitig etwas über sich selbst
und ihre Beziehung zum „Fremden“ .
Das nächste Mal beschäftigen wir uns mit den Formen von Fremdheit.
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