Montag, 9. März 2015

Interkulturelle Kompetenz: Ethno-zentristisches Verhalten

Kennst du solche Äußerungen?
 
Die können noch nicht einmal richtig mit Messer und Gabel essen!
Die haben keine normalen Toiletten!
Die können einen nicht mal in die Augen schauen!
Die müssen Kopftücher tragen!
Die können noch nicht einmal ordentlich sprechen!

Viele gehen davon aus, dass alle Menschen zum Essen ein Besteck benutzen, es überall Toilettenbecken gibt, der Blick in die Augen wichtig ist, Kopftücher unnormal sind oder unsere Sprache die einzige ist. 

Damit stellen wir unsere eigene Kultur ins Zentrum und beurteilen andere aus diesem Blickpunkt, wir verhalten uns ethnozentristisch.

Ethnozentristisches Verhalten ist vergleichbar mit Sprechen lernen. Wenn du ein kleines Kind bist, sind deine erste Worte Mama, Papa. Nun meinst du, dass alle Kinder ihre Eltern so anreden und bist erstaunt, wenn

englisch Kinder: mom, dad
finnische Kinder: äiti, Isä
türkische Kinder: anne, baba

sagen.  Andere Laute, andere Aussprache und eine andere Tonfolge führen dazu, dass unterschiedlich sprechende Gruppen andere Bezeichnungen für  oftmals das Gleiche haben.

Inzwischen weißt du, dass ein erfolgreicher Umgang mit Kulturfremden nicht angeboren, sondern erlernbar ist. Unser Wissen, unsere emotionalen Reaktionen und auch unsere Handlungen sind im hohen Maßen von „unserer“ eigenen Kultur geprägt. Dem entsprechend urteilen und verhalten wir uns und heben oftmals unsere eigene Kultur als das Non-plus-Ultra hervor. 

Der erste und wichtigste Schritt dabei ist, es einfach zu erkennen und wahrzunehmen. Du hast weder charakterliche oder individuelle Defizite, denn die Ursachen liegen in den nachfolgenden vier Aspekten:

1. Aussagen werden oft unbewusst getroffen.
2. Äußerungen kommen aus dem Inneren und zeigen die verinnerlichten   Verhaltensnormen und eigene Werte.
3. Meinungen werden nicht aus böser Absicht geäußert, sondern sind für den jeweiligen Kulturkreis "normal".
4. Vielen Menschen wissen nicht, was diese unabsichtlichen Mitteilungen bei Kulturfremden bewirken.

"Alles verändert sich und du änderst dich auch ständig."

Täglich habe mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu tun. Wie eine Kommissarin habe ich in verschiedenen Richtungen recherchiert und ermittelt. Dabei fand ich heraus, dass sich ethnozentristisches Verhalten sich unterschiedlich und differenziert zeigt. Ich  konnte  vier Typen ermitteln.

Typ 1
Er behauptet, es gibt keine Unterschiede zwischen den Menschen, alle sind gleich. Er beurteilt andere mit seiner eigenen Kultur.

Typ 2
Er verleugnet seine eigene Kultur und empfindet, die andere „exotische“ Kultur ist wesentlich besser.

Typ 3
Er erklärt, ich komme mit allen Kulturen klar, auch wenn sie unterschiedlich sind.
Von seinen eigenen kulturellen Standpunkt rückt er jedoch nicht ab.

Typ 4

Er weiß, dass es Unterschiede in den Kulturen gibt und versucht durch Toleranz, Geduld damit umzugehen. Er vergleicht und reflektiert seine eigene Kultur.

Dienstag, 3. März 2015

Interkulturelle Kompetenz: „Warum benehmen die sich nicht wie „normale“ Menschen?“


Eines Tages machte ich eine neue Bekanntschaft mit einem wichtigen Wort. Damals war mir nicht klar, welches unermessliche Gewicht davon ausgeht. Zuvor hatte ich nie davon gehört, nichts davon gelesen.

Ethnozentrismus


Ich hatte keine Ahnung, wie es hinter der Wortkulisse ausschaut.

Doch schnell war mir klar, ich fand  einen überzeugenden Schlüssel, der  interkulturelle Türen öffnen kann. Vorsichtig tastete ich  mich heran, wie eine lauernde Katze, die eine Maus entdeckte und sie nur noch fangen musste.

Nun begann ich zu stöbern, zu recherchieren und zu hinterfragen.

 alles "normal"?-genau hinschauen
So entdeckte ich den Soziologen William Graham Sumner, der in seinem Buch Folkways (1906) „Ethnozentrismus“ so definierte:

”Ethnozentrismus ist der Fachausdruck für jene Sicht der Dinge, in welcher die eigene Gruppe der Mittelpunkt von Allem ist und alle anderen mit Bezug darauf bemessen und bewertet werden.”



Wie eben Definitionen so sind, kann man erst mal wenig damit anfangen. Also beginnen wir langsam.

Ethno kommt von Ethnologie und versteht sich als Völkerkunde. Hier werden die Kulturen erforscht und weltweit verglichen. Zentrismus bedeutet im  Mittelpunkt stehen oder sein.

Schnell konnte ich nun den Zusammenhang verstehen. Der unschätzbare Wert hinter dem Eingang wurde mir schnell bewusst. Wenn meine Kultur im Zentrum steht, ist das Ethnozentrismus und bedeutet

im Kleinen
  1. Meine kleine Lebenswelt, der Tagesablauf, die Urlaubsgestaltung, meine Arbeitswelt, meine Freunde oder Dinge, die mir wichtig sind.
  2. Mein bisheriges Leben, also wie ich aufgewachsen und erzogen wurde, mit welchen Werten und Normen mich meine Eltern ausgestattet haben, wie Pünktlichkeit, Ordnung und nicht Lügen.
  3. Welche Erfahrungen ich bisher gesammelt habe.
  4. Die Traditionen in meiner Familie beispielsweise wie Geburtstage gefeiert werden, die Art Hochzeitstage zu begehen, Familientreffen oder Trauerfeiern etc. 
         ...
im Großen:
1.    Die Gesetze und Regeln an die wir uns halten müssen.
2.    Den Hauptglauben oder  Religion,  den die Mehrzahl der Menschen nachgeht.
3.    Die Regionen in denen wir leben.
4.    Die Feiertage und Feste, die in unserem Kalender stehen wie Ostern, Weihnachten, Tag der Einheit oder Namenstag. 
...

Ethnozentrismus bedeutet auf sich selbst gerichtet zu sein.

Alles, was du denkst und tust, ist richtig und normal. Wie du denkst und handelst trifft auf alle Anderen auch zu. Von diesem Blickpunkt her beurteilst du, alles was du siehst und erlebst.

Diese „Denke“ kannst du voll vergessen, sie ist einfach ungeeignet im interkulturellen Leben. Türen werden verschlossen bleiben und du hast nie die Chance dahinter zu schauen.

„Warum benehmen die sich nicht wie „normale“ Menschen?“

Doch was ist „normal“? 
Jeder Mensch hält seine Kultur für das Normale, oft sogar für das Bessere und nutzt sie als Maßstab bei der Beurteilung von Menschen anderer Kulturen.

Wie komisch muss es einem Chinesen vorkommen, wenn ein Deutscher das köstlich zubereitete chinesische Essen geräuschlos zu sich nimmt? Schmeckt es ihm nicht, ist er unzufrieden? Nicht das verbale Kompliment, sondern das Schmatzen bedeutet in China ein besonderes Kompliment für die Kochkünste des Koches.



Stoßen Eigenes und Fremdes aufeinander, bemüht sich Jeder zunächst um den Nachweis seiner „Richtigkeit“.

Es gibt kein „ordentliches“ Frühstück in Frankreich.
Was ist nun ein „richtiges“ Frühstück?

Der soll ich sich erst mal „anständig“ entschuldigen.
Wie entschuldigt man sich „richtig“?

Sind es die Brötchen, Butter und Marmelade; das Stück Kuchen; die Misosuppe oder Kartoffelbrei und Wurst?
Entschuldige ich mich nun persönlich, per sms, am Telefon, sende ich einen Brief oder etwa bei einem Abendessen. All das scheint zunächst individuell, doch beim näheren Betrachten zeigt es, dass Menschengruppen ähnliches tun.
Genau dieses Urteil oder Verhalten zeigt, wie schnell wir aus unseren eigenen Leben das Verhalten der anderen kulturfremder Menschen beurteilen.


Wenn die eigenen Werte den Fremden gegenüber als überlegen betrachtet werden, zeigt das ein ethnozentristisches Verhalten.  Schnell werden Ungleichheit, Differenz oder Unterschied sichtbar.


Zunächst müssen wir uns dessen bewusst sein, denn ohne diese Einsicht werden wir nicht viel bewegen.

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