Samstag, 31. Januar 2015

Dein interkultureller Stadtplan

 „Mit meinen kulturellen Stadtplan finde ich mich in meinen Leben zurecht, mit anderen kulturellen Stadtplänen muss ich beschäftigen.“ Beate Tröster

 Es ist völlig egal in welchen Land du lebst oder Religion du ausübst, jeder Mensch trägt eine Karte in sich, egal ob sie bewusst oder nicht. Ich nenne das gern „kulturellen Stadtplan“.

 Auf deiner ganz eigenen persönlichen Karte erkennst du deine Straßen, Wege, Orte, Sehenswürdigkeiten, Wälder, Parks, Flüsse oder Seen deutlich. Diese Karte  kann sowohl ein innerer Plan, als auch eine Karte  für die Außenwelt sein. 
Du kannst dir das so vorstellen:

Es gibt Orte der Bildung, wenn du beispielweise zur Schule, zur Universität oder Bibliothek gehst. 

Es gibt Orte der Erholung und Entspannung, das sind Kinos, Schwimmbad, Restaurant oder Parks.

 Es gibt Orte der Arbeit, das kann der Betrieb, die Firma, das Büro oder Unternehmen sein. 


Es gibt Orte des Glaubens, wie Kirchen, Moscheen oder Tempel.

Du benutzt eigene Wege, um zu deinen persönlichen Orten zu gelangen. 

Wir entscheiden uns, wie wir unseren Ort erreichen. Also,  ob wir laufen, mit dem Fahrrad fahren, Straßenbahn nutzen oder spazieren gehen. Häufig gehen wir diese Wege nicht allein und finden  Gleichgesinnte wie Arbeitskollegen, Freunde oder Menschen mit den gleichen Glauben.

Da gibt es drei wichtige Punkte zu beachten:

1. Es gibt eine individuelle Struktur, die vorhanden ist und bei der nur du durchblickst oder die nur du kennst.

2. Es gibt ganz persönliche Orte, die du regelmäßig besucht und die jeder Mensch hat. 

3. gibt es eigene Wegedie du benutzt wie  Fußwege, Straßen, Autobahn oder Bahnlinien, je nach deinen Vorlieben.

Dabei sind drei Tatsachen festzustellen: 

- du gehst fast täglich fast immer den gleichen Weg in Schule, zur Arbeit, besuchst Freunde. 
- du denkst nicht darüber nach, weil es Gewohnheit zur wird. 
- du kommst an deinen  Ort an. 

Wie sieht nun deine Karte aus?
Beispielsweise steht die Kirche für die eigene Religion, also für den Glauben. Das kann auch eine Moschee oder ein Tempel sein.

Rathaus steht für Eltern und Geschwister. Sie beinhalten Vorgaben, Werte und Normen, die einzuhalten sind.

Wohnung steht für uns selbst, Eigentumswohnung, Mietwohnung oder eigenes Haus. Die Straßen stehen für unsere Wege, die wir gehen.

Nun fragst du dich, was hat das mit interkulturelle Kompetenz zu tun? 

Wenn du klein bist, geschieht ein unbewusster Lernprozess. Du wächst in die Kultur hinein, die dich während deiner Kindheit umgibt und du übernimmst so Grundverhaltensweisen des Denkens und Handelns dieser Kultur, die während der Kindheit automatisiert werden. So entwickelt sich deine individuelle Karte. 

Wenn Jeder eine oder seine eigene kulturelle Stadtkarte hat, dann betrifft das nicht nur dich, sondern ebenso Menschen, die unter anderen kulturellen Bedingungen  aufgewachsen sind. Dabei  ist völlig  egal, ob deine Wurzeln  in der Wüste, im Gebirge,  am Meer, am Nordpol oder auf einer Insel verankert sind oder ob du aus Russland, Syrien, Amerika oder Frankreich kommst.  

Interkulturelle Kompetenz bedeutet, die Fähigkeit zu haben mit Menschen, die über andere kulturelle Hintergründe verfügen, umzugehen und zusammenzuarbeiten.

Die eigene Kultur beinhaltet eine innere Landkarte und eine äußeres Orientierungssystem. Das heißt, du soltest persönliche Stadtpläne lesen können. 

Mit der eigenen Karte in Kopf kommt es häufig  zu Vergleichen und Unterschiede sind erkennbar.  
Das erfordert offen zu sein, emotional und interkulturell sensibel zu sein.  Ganz klar, das muss gelernt und ausprobiert werden. Um andere  Karten zu verstehen, ist es unvermeidbar die den eigenen Plan zu kennen.



Nicht gleich los laufen, los fahren oder los radeln und ausprobieren. Besser vorher die Karte  anschauen, erkundigen, lesen und fragen.





Freitag, 23. Januar 2015

Fünf bewährte Wege für mehr interkulturelle Selbstwahrnehmung


Geht das nur mir so? Manchmal spüre ich genau, wenn etwas nicht stimmt.
Wie nun weiter? Was soll ich tun? Wer kann mir helfen? Meist ein sehr mühsames Labyrinth der Wege.  So habe ich begonnen  verschiedenen Situationen genauer anzusehen.  Im Folgenden erfährst du meine Ergebnisse für mehr kulturelle Selbstwahrnehmung. Vielleicht sind ja auch ein oder zwei  Wege dabei, die Du beschreiten möchtest.

1.     Weg

Reflektiere Begegnungen mit anderen Kulturen und  plane dafür Zeit ein. 
Nach schwierigen interkulturellen Begegnungen empfehle ich, einen Termin für ein Treffen mit dir selbst festzulegen. Nutze die Zeit, um dich zu besinnen und in Ruhe darüber nachzudenken. Fange gleich mit aktuellen Lebensereignissen an und denke  über dein momentanes Gefühl nach. Überlegen dir, welche konkreten Differenzen und spezifische Probleme dich dabei  beschäftigen.

Schreibe ungefiltert auf, was dir durch den Kopf geht. Lass deine Gedanken fließen, ohne sie zu bewerten! Also so mach so eine Art Brainstorming nur für dich.

2.    Weg

       Verschaffe dir Bewusstsein durch Notizen 
„Bewusstsein“ oder „sich bewusst werden“, sagt sich so leicht dahin. Doch merkst du tatsächlich, was du im Moment fühlst? Notizen sind eine gängige Methode, um einen besseren Draht zu sich selbst aufzubauen. Das kann analog oder digital erfolgen. Es dient dazu, jedes mal einen Blick auf sich selbst zu werfen und die Ereignisse, aber vor allem die Gefühle Revue passieren zu lassen.

So zwingst du dich selbst dazu, die Frage zu stellen und zu beantworten: „Warum habe ich mich so gefühlt?

3.Weg
     
      Wechsel die Perspektive 
Bei dieser wirksamen Technik geht es darum, die Sicht des Gegenübers zu erkunden. Versetze dich in die Situation des Anderen und spüre, wie es ihm geht. Erkunde, wie eine Kriminalkommissar die möglichen Motive. Wie würdest du an seiner oder ihrer Stelle reagieren? Wie würdest du handeln? Das kannst du für dich im Inneren tun oder auch durch Fragen klären. Das führt dich zu wichtigen Einsichten. 
Schreibe die Themen auf und befasse dich mit der anderen Kultur.

Versuche bei diesen und kommenden Entscheidungen öfters den Blick  oder die Perspektive zu wechseln.

    4.Weg

     Präzisiere deine Wahrnehmung 
Vorurteile oder falsche Wahrnehmungen erweisen sich als Fallen oder Fettnäpfchen bei kulturellen Begegnungen. Beides zusammen kann dein Gegenüber enorm verletzen oder zu generellen Fehlschlüssen führen. Gesehenes oder Gehörtes sofort zu werten und zu beurteilen, darunter leidet die Mehrzahl der Menschen, egal welcher Kultur sie angehören. Genau das sind vermeidbare Fehler. 
Hier ein Beispiel: Du siehst auf der Straße eine Frau mit einer Burka. Sofort denkst du: „Die arme Frau, sie kann sich schlecht bewegen und nur eingeschränkt sehen. Sie muss das dunkle Gewand tragen.“ Möglichweise trägt sie die Kleidung freiwillig, weil es in ihrer Familie so Tradition ist und fühlt sich wohl damit. Du weißt es nicht, aber hast bereits geurteilt oder verurteilt.

So kannst du Fehler vermeiden. Die Präzision der Wahrnehmung geht in drei Schritten:
1. Beschreibe genau, was du siehst, schmeckst, riechst oder hörst. Beispielsweise siehst du ein Gebäude mit einem spitzen Turm und hörst du den Klang einer Glocke, die genau fünf Mal läutet.

2. Jetzt sind deine kulturellen Erfahrungen gefragt. Was verbindest du mit dem Gebäude oder mit dem Läuten einer Glocke. Auf Grund deiner persönlichen Erfahrungen ordnest du eindeutig zu und weißt: Ganz klar, du siehst eine Kirche und es ist fünf Uhr. Natürlich hast nur du dieses Wissen. Wahrscheinlich kann ein Hindu, Buddhist oder Taoist dies nicht so einordnen, da hier eine andere, eigene, kulturelle Geschichte vorherrscht.

3. Jetzt kannst du beurteilen oder bewerten und dir folgende Fragen stellen: Welche Rolle spielt die Kirche in deinen Leben? Wie stehst du zu dieser Religion? Steht dir der katholische oder evangelische Glauben näher? 

    5.Weg

     Besser kommunizieren
Sich selbst besser wahrzunehmen, heißt auch besser zu kommunizieren und die eigenen Bedürfnisse und die des anderen zu erkennen. Dafür eignen sich Ich-Botschaften, die wir oft verlernt haben. Wir verstecken uns hinter „man“-Aussagen oder gehen in Streitgesprächen zum direkten Angriff über.
Eine andere Sprache richtig auszusprechen braucht Übung.
Sag wie es dir geht, anstatt „Die kann nicht mal richtig deutsch sprechen! Reagiere angemessen. Das könnte so sein. Ich verstehe dich nicht, kannst du bitte langsamer sprechen. Oder lerne  zu zuhören und zu warten, bis ein Satz oder Wort formuliert wird.


Der Unterschied ist, dass du deine Gefühle aussprichst, statt mit einem Vorwurf die Abwehrreaktion deines Gegenübers herausforderst.


Mir haben diese Wege nicht nur geholfen mir meine Gefühle bewusst zu machen, sondern auch konstruktivere Gespräche zu führen.
Ich wünsche dir viel Erfolg, wenn du diese Wege entlang läufst, spazierst oder wanderst.



Freitag, 16. Januar 2015

Die verlorene interkulturelle Selbstwahrnehmung


Die eigene kulturelle Prägung und die persönliche Selbstwahrnehmung gehen Hand in Hand.  Sicherlich fragst du jetzt, na und?

Natürlich klingt „Selbstwahrnehmung“ abstrakt und weit weg.
Doch die Selbst- oder Eigenwahrnehmung gehört zu einen  wichtigen Baustein unsere interkultureller Kompetenz. 

"Wenn wir achtsam sind, können wir uns gut selbst wahrnehmen und darüber sprechen." 

Wenn du dich gut selbst wahrnimmst, bei dir bist, auf dich hörst, dich spürst, kannst du deine Bedürfnisse und Gefühle wahrnehmen. Du handelst entsprechend und merkst was dir gut tut und kannst es gegenüber anders kulturell geprägten Menschen äußern.  

Eine fehlende "Selbstwahrnehmung“ kann die Ursache für viele Probleme im Umgang mit Menschen mit anderen Kulturen sein.


Diese Tatsache verspürte ich am eigenen Leib. Mir ging es in Russland nicht immer gut. Die Vergleiche mit meiner deutschen Kultur führten mich zu eigenen Irritationen, zu Fehleinschätzungen. Was das mit meiner Selbstwahrnehmung zu tun hatte, erschloss sich mir anfangs nicht.

Gern möchte ich dich an meinen Erkenntnissen und Strategien teilhaben lassen.
"Ich dachte meine Erfahrungen bei in unterschiedlichen Ländern reichen aus."
Da habe ich mich vollkommen getäuscht. Meine Mitwirkung und Leitung vielfältigen, interkulturellen Projekte führten mich zwangsläufig zu kulturellen Unterschiede und leiteten mich manchmal auch zu Fehleinschätzungen  und es entstanden Konflikten. 

Jekaterinenburg, Russland:
Einen wichtigen Abschlussgespräch fasste ich meine schlussfolgernden Erkenntnisse zusammen. Während meines Aufenthaltes erkannte ich einige Kritikpunkte, die im  Umgang mit kulturellen Minderheiten in Russland vorhanden sind. Gemäß meinen deutschen Erfahrungen erläuterte ich diese Punkte, unterbreitete Vorschläge und forderte zu einer Entscheidung auf. Die Antwort des russischen Chefs lautet: „Ich muss keine Entscheidung treffen!“ Er stand auf und damit war das Gespräch beendet. Weitere Anwesende waren zwar verwundert, aber verließen mit mir den Raum.

Damit war alles Weitere offen und unklar. Abreisen oder weitermachen?
Viele Selbstzweifel und selbstkritische Gedanken schwirrten wie viele Wespen in meinen Kopf herum. Bei mir war alles durcheinander. Später sortierte ich meine Gedanken und erkannte bestimme Anzeichen .

Symptome einer mangelnden kultureller Selbstwahrnehmung

Diese Symptome sind unmittelbar verbunden  mit den fehlenden Kenntnissen über die eigenen Kulturwurzeln und zeigen sich durch

  •        innere Unruhe oder Wut oder Angst
  •        Unzufriedenheit oder Ungeduld
  •        ein Gefühl, fremdbestimmt zu sein
  •        ein Gefühl, keine Wahl zu haben
  •        Hoffnungslosigkeit.

Kennst Du das auch? Wenn Du ähnliches erlebst oder erfahren hast oder derartige  Gefühle hast,  wird  es Zeit, etwas zu tun.
Seit diesem Erlebnis,  ist mir persönlich wichtig die  kulturelle Selbstwahrnehmung zu stärken.


Also einsteigen, Gang rein und losfahren

Die wichtigste Botschaft lautet: Es ist nie zu spät. Auch wenn du dir jahrzehntelang keine Gedanken darüber gemacht hast, kann heute der erste Tag sein, an dem du es tust. Es kann heute losgehen. Ich habe gelernt, dass angelesenes Wissen unzureichend  ist. Es muss getestet und probiert werden. (Vgl. meine interkulturelle Formel)

Drei wichtige Hinweise 

1. Hinweis
Die Beschäftigung mit  Kulturdifferenzen wird dich herausfordern, in dich hinein zu horchen. Es wird Zeit kosten, überhaupt die Gegebenheiten zu schaffen, um in Ruhe und ungestört über sich nachzudenken. Aber es wird sich lohnen.

2. Hinweis
Nach negativen Erfahrungen besteht deine Aufgabe darin, Kraft zu sammeln, um später wieder neu zu starten. Dafür ist es notwendig, sich selbst wieder besser zu spüren, sich selbst zu finden und sich die Frage zu stellen: Wer bin ich und an welcher Stelle befinde ich mich gerade?

3. Hinweis
Zu kulturelles Wissen gehören interkulturelle Begegnungen und dazu vielfältige eigene Erfahrung, die nicht immer positiv sind.


Sich dabei selbst wahrzunehmen und  zu stärken ist daher ein Thema, das mir persönlich wichtig geworden ist und einen Schlüssel darstellt.

Foto:Antonie

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