Freitag, 16. Januar 2015

Die verlorene interkulturelle Selbstwahrnehmung


Die eigene kulturelle Prägung und die persönliche Selbstwahrnehmung gehen Hand in Hand.  Sicherlich fragst du jetzt, na und?

Natürlich klingt „Selbstwahrnehmung“ abstrakt und weit weg.
Doch die Selbst- oder Eigenwahrnehmung gehört zu einen  wichtigen Baustein unsere interkultureller Kompetenz. 

"Wenn wir achtsam sind, können wir uns gut selbst wahrnehmen und darüber sprechen." 

Wenn du dich gut selbst wahrnimmst, bei dir bist, auf dich hörst, dich spürst, kannst du deine Bedürfnisse und Gefühle wahrnehmen. Du handelst entsprechend und merkst was dir gut tut und kannst es gegenüber anders kulturell geprägten Menschen äußern.  

Eine fehlende "Selbstwahrnehmung“ kann die Ursache für viele Probleme im Umgang mit Menschen mit anderen Kulturen sein.


Diese Tatsache verspürte ich am eigenen Leib. Mir ging es in Russland nicht immer gut. Die Vergleiche mit meiner deutschen Kultur führten mich zu eigenen Irritationen, zu Fehleinschätzungen. Was das mit meiner Selbstwahrnehmung zu tun hatte, erschloss sich mir anfangs nicht.

Gern möchte ich dich an meinen Erkenntnissen und Strategien teilhaben lassen.
"Ich dachte meine Erfahrungen bei in unterschiedlichen Ländern reichen aus."
Da habe ich mich vollkommen getäuscht. Meine Mitwirkung und Leitung vielfältigen, interkulturellen Projekte führten mich zwangsläufig zu kulturellen Unterschiede und leiteten mich manchmal auch zu Fehleinschätzungen  und es entstanden Konflikten. 

Jekaterinenburg, Russland:
Einen wichtigen Abschlussgespräch fasste ich meine schlussfolgernden Erkenntnisse zusammen. Während meines Aufenthaltes erkannte ich einige Kritikpunkte, die im  Umgang mit kulturellen Minderheiten in Russland vorhanden sind. Gemäß meinen deutschen Erfahrungen erläuterte ich diese Punkte, unterbreitete Vorschläge und forderte zu einer Entscheidung auf. Die Antwort des russischen Chefs lautet: „Ich muss keine Entscheidung treffen!“ Er stand auf und damit war das Gespräch beendet. Weitere Anwesende waren zwar verwundert, aber verließen mit mir den Raum.

Damit war alles Weitere offen und unklar. Abreisen oder weitermachen?
Viele Selbstzweifel und selbstkritische Gedanken schwirrten wie viele Wespen in meinen Kopf herum. Bei mir war alles durcheinander. Später sortierte ich meine Gedanken und erkannte bestimme Anzeichen .

Symptome einer mangelnden kultureller Selbstwahrnehmung

Diese Symptome sind unmittelbar verbunden  mit den fehlenden Kenntnissen über die eigenen Kulturwurzeln und zeigen sich durch

  •        innere Unruhe oder Wut oder Angst
  •        Unzufriedenheit oder Ungeduld
  •        ein Gefühl, fremdbestimmt zu sein
  •        ein Gefühl, keine Wahl zu haben
  •        Hoffnungslosigkeit.

Kennst Du das auch? Wenn Du ähnliches erlebst oder erfahren hast oder derartige  Gefühle hast,  wird  es Zeit, etwas zu tun.
Seit diesem Erlebnis,  ist mir persönlich wichtig die  kulturelle Selbstwahrnehmung zu stärken.


Also einsteigen, Gang rein und losfahren

Die wichtigste Botschaft lautet: Es ist nie zu spät. Auch wenn du dir jahrzehntelang keine Gedanken darüber gemacht hast, kann heute der erste Tag sein, an dem du es tust. Es kann heute losgehen. Ich habe gelernt, dass angelesenes Wissen unzureichend  ist. Es muss getestet und probiert werden. (Vgl. meine interkulturelle Formel)

Drei wichtige Hinweise 

1. Hinweis
Die Beschäftigung mit  Kulturdifferenzen wird dich herausfordern, in dich hinein zu horchen. Es wird Zeit kosten, überhaupt die Gegebenheiten zu schaffen, um in Ruhe und ungestört über sich nachzudenken. Aber es wird sich lohnen.

2. Hinweis
Nach negativen Erfahrungen besteht deine Aufgabe darin, Kraft zu sammeln, um später wieder neu zu starten. Dafür ist es notwendig, sich selbst wieder besser zu spüren, sich selbst zu finden und sich die Frage zu stellen: Wer bin ich und an welcher Stelle befinde ich mich gerade?

3. Hinweis
Zu kulturelles Wissen gehören interkulturelle Begegnungen und dazu vielfältige eigene Erfahrung, die nicht immer positiv sind.


Sich dabei selbst wahrzunehmen und  zu stärken ist daher ein Thema, das mir persönlich wichtig geworden ist und einen Schlüssel darstellt.

Foto:Antonie

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