Dienstag, 29. November 2016

Interkulturelle Kompetenz: Vier einfache, klare Schritte gegen Vorurteile und für mehr interkulturelle Kompetenz

Polnische Studenten forderten die Anwesenden auf: „Denken Sie an Polen und schreiben Sie ganz spontan drei Gedanken auf.“
Sofort fiel mir ein: gestohlene Autos, katholischer Glaube und polnische Wirtschaft. In der Auswertung traute ich mich nicht, meine Spontaneinfälle zu äußern, da ich mich schämte. Es handelt sich hier um klassische Vorurteile und Stereotype.

DIE FALSCHE WAHRHEIT

Jetzt nehmen wir mal an, eine negative Beurteilung oder Einschätzung über Sie kursiert in Ihrem Freundeskreis. Ohne Ihr Wissen wird die falsche Wahrheit an andere unbekannte Personen weitergegeben. Sie sind machtlos und werden abgeurteilt, also „schachmatt“ gesetzt. Es gibt keine Aussicht, sich zu rechtfertigen, denn Sie wissen ja nicht, wer negativ über Sie spricht. Das kann psychisch ganz schön aufreibend sein und unzufrieden machen. Ja, so grausam können Vorurteile sein.
Wir sollten vorsichtig bei Meinungen aus ungesicherten Quellen sein. Fehlmeinungen, falsche Darstellungen oder Urteile geben wir ohne nachzufragen weiter. Sie werden als wirklich und wahr angesehen.
Dazu gehören derartige verallgemeinernden Aussagen, wie „Frauen mit Kopftüchern, die werden von ihren Männern zum Kopftuchtragen gezwungen. Die Deutschen sind pünktlich und ordentlich. Der Chef hat immer Recht. Die Engländer trinken Unmengen Alkohol. Franzosen sind die besseren Liebhaber. Die Amerikaner sind oberflächlich.“

WAS SIND VORURTEILE UND WIE WIRKEN SIE?

Jemand urteilt bereits, bevor er sich ein begründetes Urteil bilden kann, und wir stimmen ohne nachzudenken zu. Wird aus dem Urteil ein Vorurteil, lassen wir zu, dass andere uns Ihre Urteile aufzwingen, einreden, oder wir übernehmen diese einfach. Wie dies bei mir geschah: Ganz spontan übernahm und verallgemeinerte ich fremde Ansichten. Ohne zu überprüfen be-urteilte, ver-urteilte und vor-verurteilte ich. Sie stimmen mir bestimmt zu:
Vorurteile
    sind stabil und können sich lange halten.
   erleben wir manchmal als positiv, meistens aber als negativ.
    zeigen unsere Einstellungen gegenüber Kulturen oder Personen.
   beruhen nicht immer auf unseren eigenen Erfahrungen.
    übernehmen wir manchmal leichtfertig und geben sie weiter.

VIER EINFACHE SCHRITTE, DIE HELFEN, VORURTEILE ZU ENTLARVEN

Nehmen wir das weit verbreitete Vorurteil:
„Menschen mit einer dunklen Hautfarbe sind Afrikaner.“

Wie kommen wir dahinter, ob es stimmt? Dabei hilft es, einen kleinen Dialog mit uns selbst zu führen. Natürlich können Sie bei anderen Personen auch so vorgehen.

SCHRITT 1: ALLGEMEINGÜLTIGKEIT DER AUSSAGE PRÜFEN

 Beginnen wir damit, zu überprüfen, ob diese Aussage allgemeine Gültigkeit besitzt.

Frage: Wie viele Menschen aus Afrika kenne ich?
Ich: So ungefähr 10 bis 15 Personen.

Frage: Und wie viele Menschen mit einer dunklen Hautfarbe gibt es?
Ich: Wahrscheinlich viele Millionen.

Frage: Nur weil 10 bis 15 dunkelhäutige Menschen aus Afrika kommen, kommen die anderen Millionen Menschen ebenso aus Afrika? Ist das logisch, vernünftig und realistisch?
Ich: Nein, ist es nicht. Ich kann es ja gar nicht wissen.

SCHRITT 2: GLAUBWÜRDIGKEIT DER QUELLEN PRÜFEN

Nun prüfen wir die Glaubwürdigkeit unserer Quellen, von denen wir diese Aussage übernommen haben:

Frage: Von wem weiß ich eigentlich, dass sie Afrikaner sind?
Ich: Mein Vater sagte, Menschen mit einer dunklen Hautfarbe sind Afrikaner.

Frage: Und wie viele afrikanische Menschen kannte der Vater? War das ein Vorurteil?
Ich: Er war nie in Afrika und kannte nicht so viele Leute. Nein, er konnte es wahrscheinlich nicht wissen. Da tippe ich schon auf ein Vorurteil.

Frage: Und wo habe ich das noch her?
Ich: Das sieht man doch jeden Tag im Fernsehen.

Frage: Und wie glaubwürdig sind diese Quellen? Zeigen Berichte, Filme oder Nachrichten die volle Wahrheit?
Ich: Naja, die Medien zeigen oft nur die spektakuläre, sensationelle Seite. Um sich daraus eine realistische Meinung zu bilden, sind sie nicht geeignet.

SCHRITT 3: EINFLUSS DES VORURTEILS AUF DAS EIGENE LEBEN PRÜFEN

Jetzt hinterfragen wir den Einfluss des Vorurteils auf unser Leben. Handeln wir gewohnheitsmäßig (bewusst und unterbewusst) ausgehend von diesem Vorurteil?

Frage: Welchen Einfluss hat das Vorurteil auf das eigene Leben? Macht es glücklich? Hilft es im Leben?
Ich: Wenn ich darüber nachdenke, hat es die folgenden Auswirkungen:
   Übernehmen und nicht  hinterfragen
   Unbewusst stecke ich Menschen in eine Schublade
   Damit ordne ich Menschen falsch ein und verhindere sogar eine Kommunikation.
   Es macht nicht glücklich, jedoch das Leben einfacher.
   Wenn das Urteil nicht stimmt, kann es nicht helfen.

 
SCHRITT 4: VORURTEILE LOSLASSEN

Sind wir von diesem Vorurteil abhängig und bestimmt es unser Leben? Auf welche Auswirkungen können wir uns einstellen?

Frage: Wie wäre es, dieses Denken einfach fallen zu lassen? Was ändert sich?
Ich: Kein Problem, ich kann auf die von Unbekannten vorgefertigte Meinung verzichten und vermisse sie nicht. Das hat viele Auswirkungen:
   Ich gebe mir selbst die Chance, Menschen besser kennenzulernen.
   Die andere Sicht führt mich zu einer besseren Wahrnehmung.
   Ich erkenne Besonderheiten leichter.
   Ich verhindere eine gedankliche Einschränkung und bin offen.

FAZIT

Vorurteile spielen eine große Rolle in unserem Leben. Welche Wirksamkeit Sie zulassen, liegt ganz bei Ihnen. Fühlen Sie sich als Kommissar und ermitteln Sie die Wahrheit Ihrer Vorurteile. Um Klarheit zu erhalten, hinterfragen Sie sich selbst.

Hat Ihnen  dieser Beitrag gefallen? Hier gibt es noch mehr:

Interkulturelle Kompetenz: Wie Sie mit 11 Fragen Ihr kulturelles Gepäck kennen und Andere überholen

Interkulturelle Kompetenz: 21 schlechte Gründe, um Menschen aus anderen Kulturen zu meiden


Interkulturelle Kompetenz : Der Interkulturelle Spickzettel

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

InspirationLeben - Sei im Kopf klar und achte auf deine Gedanken

Achte darauf worüber du nachdenkst, denn es beeinflusst dein Wohlergehen. Schlechte Gedanken verpesten das Leben. Sie erzeugen, dass du unzu...