Samstag, 26. September 2015

Dein kulturelles Gepäck im Rucksack

Oft werde ich gefragt: Habe auch ich ein kulturelles Gepäck? 
Wenn ja, was gehört dazu? 
Brauche ich dieses Gepäck überhaupt und was passiert, wenn etwas fehlt?
Besonders im Vergleich mit „Fremden“ erkannte ich sehr schnell, wie bedeutend meine eigenen Erfahrungen, Wissen und Erlebnisse sind. 

Gerade, wenn ich kulturelle Unterschiede feststelle, erkenne  und finde ich meine persönlichen Habseligkeiten.
Dazu gehören:
  • die Umgebung, in der ich aufgewachsen bin oder gelebt habe und lebe
  • meine Familie und meine Freunde
  • mein Schulbesuch, Ausbildungen, Abschlüsse und berufliche Entwicklung
  • meine Wohnung und Umgebung
Mir wird klar, dass es Grundsätze, Werte und Normen gibt, die mich im Laufe meines Lebens prägten und auch heute noch bestimmen. 
Klar befinden sich  in meiner Kulturausrüstung auch Einzelstücke. 

Ja es stimmt tatsächlich, jeder Mensch hat sein eigenes kulturelles Gepäck.
Oft treffe ich auf Menschen, die ihren kulturellen Besitz bewusst in die Hand nehmen und ihn stolz tragen. 
Andere wiederum vergessen oder leugnen ihr eigenes Gepäck, ihr geerbtes Gut sogar. 
Das finde ich sehr schade, denn einen solchen Reichtum einfach in die Ecke zu stellen, sind verschenkte Kraftquellen.
Die Kulturwissenschaft entwickelt dazu ein eindrucksvolles Modell. Wir können uns das so vorstellen: 
Wir alle tragen einen Rucksack auf dem Rücken, in dem sich unser persönliches Gepäck befindet.

DAS „RUCKSACKMODELL“

Stellen wir uns vor. Wir  reisen mit einem  Rucksack, einer Reisetasche oder einem Koffer durch die Welt. Darin befindet sich unser persönliches Gepäck. Das sind Kleidung für kalte und heiße Temperaturen, eine Taschenlampe um in der Dunkelheit zu sehen. Dazu gehört ein Föhn, eine Zahnbürste, Seife und weitere Reinigungsprodukte und  andere uns wichtige Utensilien. Genau diese Gegenstände sind uns wichtig, denn sonst würden wir sie  ja zu Hause lassen. Ähnlich können wir so unser kulturelles Gepäck vorstellen.
"JEDER MENSCH TRÄGT SEIN EIGENES KULTURELLES GEPÄCK MIT SICH"
Wenn wir auf dem Bahnhof stehen, können wir nur vermuten, was unser Wegbegleiter oder der Tourist neben uns in seinem Gepäck hat. Es  bleibt uns verborgen, da es sich im nichtsichtbaren Innere  befindet. Genauso wie er nicht weiß, was wir auf unsere Reise mitgenommen haben.
Unser persönliches Gepäck unterscheidet sich sowohl innerlich als auch äußerlich von anderen. Nehmen wir an, wir sind in der Empfangshalle auf dem Flughafen. 

Nach dem Flug stehen hunderte Reisenden am Förderband/Gepäckausgabeband und warten auf ihren Koffer.  Nachweislich  findet jeder sein aufgegebenes Gepäck. Verwechselungen gibt es lediglich bei gleichen Koffern, jedoch selten.
Vorsicht: Das Äußere kann täuschen

Sehen wir Menschen mit einer  dunklen Hautfarbe, mit einer bestimmten Nasenform oder Mandelaugen vermuten wir sehr schnell ihre asiatische, afrikanische oder europäische Herkunft. Jedoch kann eine asiatische Frau in Deutschland oder ein afrikanischer Mann in Japan geboren sein. 

IM RUCKSACK BEFINDET SICH IHR LEBENSWEG 

Genau wie uns der Inhalt des fremden Rucksackes verborgen bleibt, wissen wir nicht, welche kulturelle Herkunft und Prägung andere Menschen haben.
Oft bleibt uns der Inhalt verborgen. Definitiv können wir nicht die unterschiedlichen, vielfältigen und individuellen  mitgenommenen Sachen wahrnehmen.
Fehleinschätzungen und Missverständnisse hängen eng mit Unkenntnissen oder fehlendem Wissen über andere Kulturen zusammen. 
Damit verletzen wir Menschen. Es entwicklen sich Konflikten und  private Beziehungen werden sogar beenden. 

Um genau das zu vermeiden, kann die Orientierung an Kulturmodellen hilfreich sein. Kulturforscher haben verschiedene Modelle entwickelt. 

Um Kultur besser zu verstehen, stellen wir uns  einen Rucksack vor. Meinetwegen  kann das auch  ein Koffer oder eine Reisetasche sein.
Ich finde  die Kultur als „Rucksack“ als Modell gut. 


Der Mensch in der heutigen vielfältigen Gesellschaft besitzt das kulturelle Wissen seiner Gruppe als Kulturgepäck, doch sein Umgang damit ist flexibel, individuell und situativ.
Die Inhalte sind vergleichbar mit der persönlichen kulturellen Lebensgeschichte. Sie beinhaltet Werte und Normen der eigenen Kultur, den Glauben oder Religion, die Erziehung und Bildung sowie Gesetze und Verhaltensregeln des Herkunftslandes.
„Jede neue Erfahrung, jede neue Begegnung, jede neue Situation beeinflusst individuelles Handeln und bereichert unser kulturellen Besitztum.“  Beate A. Tröster
Doch einen Haken hat die Sache: Manche denken sie haben Röntgenaugen. Sie meinen, die kulturelle Ausrüstung von Anderen sehen zu können.  Und ich erlebe es, dass  „wir meinen zu wissen“. 

Wir können lediglich vermuten, erahnen, voraussetzen, jedoch die wirkliche kulturelle Prägung also unseren Inhalt kennen nur wir selbst. 
Es können positive und schlechte Erfahrungen sein, unendlicher Schmerz oder unvergessliches Glück. 

Unsere Chance besteht darin,  das eigene Gepäck zu erkennen, zu vergleichen und Unterschiedliches zu begreifen als Fortschritt, Gewinn, Chance oder Nutzen.
Gehen wir mit einem Freund oder Freundin auf Wanderschaft und jeder trägt einen Rucksack, so kann der Inhalt sehr verschieden sein.  Ich nehme Sonnenbrille, Getränke und Obst mit und der andere Creme, Sandwich und Powerriegel. Jedes erfüllt seinen Zweck und hat seinen Grund, warum wir es einpacken. Wir erkennen erst beim Auspacken, wie unterschiedlich wir sind. Das kann ergänzend sein, wenn Sie sich eine Blase gerieben haben und der andere an ein Heftpflaster gedacht hat oder es Dinge sind, die nur individuell benötigt werden wie Medikamente.
Viele fragen mich: Was gehört nun zu meinem  kulturellen Besitztum? 
Es gehört zu unsererReisevorbereitung, das Richtige einzupacken. Für die Wanderung sind das feste Schuhe, für das Baden im See wird ein Badeanzug oder eine Badehose eingepackt. Wir machen uns einen Spickzettel, der kontrollierbar ist. Wir   überlegen,  was wir benötigen, um unser Vorhaben ohne Probleme oder schwierige Situationen zu realisieren. 

Wir  bereiten uns Schritt für Schritt auf unsere Lebensabschnitte vor.

Interkulturelle Informationen  

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